In der vorliegenden Arbeit wird nach einer Entwicklung der Ursprünge des Gehorsams-Experimentes von Stanley Milgram eine Übersicht über die Ergebnisse aller Versuche gegeben, die unter dem Milgram-Paradigma zwischen 1960 und 1985 von Milgram selbst oder in Replikationen durchgeführt wurden. Nach einer Bestimmung der allgemeinen Gehorsamsrate bei destruktiven Befehlen wird untersucht, wie sich folgende situative Faktoren auf das Verhalten auswirken: a) die Nähe des Opfers, b) die institutionelle wie die personale Stärke der einwirkenden Autorität, c) der Einfluss von Gruppen, in deren Rahmen die Versuchsperson agiert und/oder von Verhaltensmodellen, mit denen sie konfrontiert wird. Dabei wird gezeigt, dass a) die Nähe des Opfers den stärksten verhaltensbestimmenden Faktor darstellt, b) die Stärke der institutionellen Autorität kaum einen und die Stärke der personalen Autorität nur einen geringen Einfluss besitzen, c) der Konformitätsdruck, der durch Gruppen oder Verhaltensmodelle ausgeübt wird, unabhängig von seiner inhaltlichen Ausrichtung das Verhalten unter autoritativem Einfluss mitbestimmt. Anschließend wird überprüft, ob sich personale Faktoren identifizieren lassen, die gehorsame von ungehorsamen Personen unterscheiden. Es wird gezeigt, dass die Experimente keinen Hinweis geben, dass Faktoren wie das Geschlecht oder das Alter den Gehorsam wesentlich beeinflussen.This paper discusses the origins of Stanley Milgram's experiments and presents an overview of the results of all experiments which were either carried out by Milgram himself or in replications done in accordance with Milgram's paradigm between 1960 and 1985. After determining the general obedience rate of destructive commands, the impact of the following situational factors on behavior is examined: a) the proximity of the victim, b) the institutional and the personal power of the authority exercising an influence, c) the influence of groups in the framework of which the test subjects act and/or of behavioral models with which he or she are confronted. It is demonstrated that a) the victim's proximity represents the strongest determinant of behavior, b) the power of the institutional authority has hardly any influence and that the power of the personal authority has only little, c) pressure to conform that is exerted by groups or behavioral models co-determines behavior under authoritative influence independently of the pressure type. Finally, an assessment is made analyzing whether personal factors can be identified distinguishing obedient from disobedient persons. It is shown that the experiments do not give any indication showing that factors such as sex or age have a significant influence on obedience.In seinem berühmt gewordenen Gehorsams-Versuch aus den 60er Jahren untersucht der amerikanische Soziologe Stanley Milgram, ob und in welchem Maße "normale" Bürger bereit sind, auf Befehl hin einem anderen Menschen Schmerzen zuzufügen.Milgram operationalisiert diese Fragestellung, indem er in einem vorgeblichen Gedächtnisexperiment eine Versuchsperso...