Zusammenfassung
Hintergrund
Zwanghaftes Sexualverhalten (ZS) ist gekennzeichnet durch intensive, repetitive sexuelle Fantasien, dranghaftes Erleben und Verhaltensweisen, die zu klinisch signifikanten psychischen Beeinträchtigungen führen. Neue Untersuchungen zeigen, dass ZS mit interpersonellen Konflikten assoziiert ist. Die Beziehung von ZS zu sexuellen Grenzverletzungen und Paraphilien bleibt jedoch unklar.
Fragestellung
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, das Wissen über die Rolle von sexuellen Grenzverletzungen und Paraphilien bei Männern mit ZS zu erweitern.
Material und Methoden
Eine Gruppe von Männern mit ZS (n = 47) wurde mit einer Gruppe gesunder Kontrollprobanden (GK, n = 38) verglichen. Anhand von Fragebogen wurde untersucht, ob sexuelle Grenzverletzungen und Paraphilien als sexuelle Vorlieben vorliegen, und ob sie in der Realität ausgelebt wurden.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass Männer mit ZS eine stärkere sexuelle Erregung durch sexuelle Grenzverletzungen in Masturbationsfantasien erlebten und in der Vergangenheit häufiger sexuelle Grenzverletzungen wie nichtkonsensuelles Eindringen auslebten als GK (Männer mit ZS 17 % vs. GK 3 %). Des Weiteren waren die paraphilen Interessen bei Männern mit ZS stärker ausgeprägt im Vergleich zu GK.
Schlussfolgerung
Die Befunde unterstreichen die Wichtigkeit der Arbeit mit Patienten mit ZS und haben weitreichende Implikationen für die therapeutische Arbeit, insbesondere was die therapeutische Grundhaltung gegenüber Patienten mit ZS betrifft.