Internet-Abhängigkeit – die große Ungewissheit

Abstract

The Middle European Journal of Medicine Internet-Abhängigkeit -die große UngewissheitSeit der Mitte der 90er Jahre wird das Phänomen der Freizeit-Nutzung des Computers in zunehmendem Maß problematisiert. Exzessiv erscheinender Gebrauch des Mediums ist in verschiedene Gestalten in allen Altersgruppen und in allen sozialen Lagen erkennbar. Ein wesentliches Charakteristikum der Auseinandersetzung um diese Entwicklung ist darin zu finden, dass für die problematisch erscheinenden Gebrauchsformen rasch -wie manche meinen allzu rasch -Begriffe wie "pathologisch", "Abhängigkeit" und "Sucht" Anwendung finden. Seit der Mitte der 90er Jahre spricht man von einer "Internetsucht", die verschiedene Subtypen aufweist und versucht, sie in Analogie zur stoffgebundenen Abhängigkeit zu beschreiben und zu klassifizieren.In besonderem Maß widmet sich die Aufmerksamkeit der offenkundig zunehmenden Tendenz junger Menschen, einen beträchtlichen Anteil ihrer Freizeit vor dem Computer zu verbringen und sich in eine virtuelle (Spiel)-Welt zu begeben. Umfrage-Ergebnisse sprechen dafür, dass in Deutschland sich von 2005 bis 2008 bezüglich dieses Verhaltens eine wesentliche Steigerung ergeben hat. In Österreich zeigt sich in der empirischen Forschung, wie der Arbeit von Batthyany et al. in diesem Heft der Wiener klinischen Wochenschrift zu entnehmen ist, ein ähnliches Bild. An einer verhältnismäßig großen Stichprobe von mehr als 1000 Schülern ließ sich erheben, dass -entsprechend der Operationalisierung, die von den Autoren angewandt wurde -über 12 Prozent der 14-15-jährigen Befragten ein "suchtartiges" beziehungsweise pathologisches Computerspielverhalten und davon wiederum 2,7 Prozent eine Abhängigkeit vom Computerspielen aufwiesen [1].Derartige Beobachtungen wecken Besorgnis und rufen reflexartig die Forderung nach Prävention und Behandlung hervor. Die Konzepte, die bislang entwickelt wurden, beinhalten einerseits Hilfsangebote an die SpielerInnen selbst, noch mehr aber Ratschläge, wie man das problematische Verhalten einschränken könne. Dabei werden in diesem Problembereich die Eltern in die Pflicht genommen: sie sollen sich mehr um das Freizeitverhalten ihrer Kinder kümmern, mit ihnen kommunizieren, aber auch direkt Kontrolle über das Verhalten ausüben und restriktiv und verbietend eingreifen. Diese Forderung nach verstärkter Elterngewalt über die Mediennutzung der Jugendlichen kennen wir auch aus anderen Handlungsfeldern der Suchtprävention bezüglich problematisierter jugendspezifischer Verhaltensweisen. Besonders in den USA wurde in den letzten Jahren im Kontext der Prävention des Gebrauchs psychoaktiver Substanzen und des Tabaks immer wieder die Forderung erhoben, dass Eltern darüber wachen sollten, welche Filme ihre Kinder sehen und welche Art Musik sie bevorzugen und dass sie den Zugang zu "drogenbezogenen Musikrichtungen" und zu Filmen, in denen geraucht wird, beschränken sollten. Diese präventive Tendenz steht im Dienst des Kampfes für eine drogenfreie Welt und der Förderung konservativer Wertvorstellungen. Dass sie auch für die P...

Psychische Befindlichkeit und Leistungsmotivation bei Jugendlichen mit pathologischem Internetgebrauch

“…Allerdings wird kritisch diskutiert, ob es sich bei diesem Phänomen um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt oder eher um eine Komorbidität zu einer anderen psychischen Erkrankung (Springer, 2009 (Wölfling, Thalemann, Grüsser-Sinopoli, 2008), so nennen z. B. sieben Prozent der Stichprobe der JIM-Studie das MMORPG "World of Warcraft" als liebstes Computerspiel (Feierabend u. Rathgeb, 2010).…”