Hintergrund
Die aktuelle COVID-19-Pandemie zeigt, wie sehr wir von Infektionskrankheiten bedroht sein können. Effektive Impfungen werden aber häufig nicht ausreichend durchgeführt. Im März 2020 wurde in Deutschland das Masernschutzgesetz eingeführt, um die Immunität in der Bevölkerung auf über 95 % zu steigern.
Methode
In der Bevölkerung wurde eine anonyme Online-Befragung zum neuen Masernschutzgesetz mit Selbstangaben zur Masernimpfung/-erkrankung der Teilnehmer*innen und ihrer Kinder und einer Bewertung verschiedener Strafen und Sanktionen durchgeführt.
Ergebnisse
1594 Erwachsene nahmen teil. 19,3 % waren vom Masernschutzgesetz betroffen. Von diesen hatten nur 77,5 % eine Immunität gegen Masern, 14,0 % wollten sich bei Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes vollständig gegen Masern impfen lassen, wodurch eine Immunität von 91,5 % erreicht werden könnte. Unter der Annahme, dass Teilnehmer*innen mit unklarem Impfstatus bzw. Masernerkrankung immun sind, erreicht man eine Immunität von > 9 5%. 86,4 % der Kinder (2–17 Jahre) hatten einen Immunschutz. Die Bereitschaft der Eltern, ihre Kinder aufgrund der Sanktionen des Masernschutzgesetzes impfen zu lassen, lag bei nur 0,8 %.
Schlussfolgerung
Die Immunität gegen Masern bei Erwachsenen und Kindern (2–17 Jahre) lag in unserer Studie unter 95 %. Die Sanktionen des Masernschutzgesetzes sind für Erwachsene ein größerer Anreiz zur Durchführung der Masernimpfung als bei Kindern. Strategien zur Erhöhung der Immunität gegen das Masernvirus mit der Zielgruppe der Eltern sollten weiterhin verfolgt werden.