Als Hans, einer der wichtigsten Protagonisten aus Ernst Lothars Roman Der Engel mit der Posaune, sich in den dreißiger Jahren in Wien kurz vor dem erzwungenen ‚Anschluss' Österreichs an NaziDeutschland aus Anlass seiner Lehrlingsrede in die Freimaurerloge begibt, der er vor kurzem beigetreten ist, befindet er sich in einem Zustand gespannter Erwartung. Er konnte sich einer ihn unerwartet umfangenden Geheimnisatmosphäre nicht er wehren […]. Die Geheimnislosigkeit der Epoche, eine Konsequenz des Städ te geis tes, dessen steriler Intellekt das Geheimnis der Schöpfung vor aller Augen ent geheimniste und damit um die Aura brachte! Dann wandten seine Ge dan ken sich der geheimnisvollen Macht zu, der er seit kurzem an ge hör te. Wie wurde diese Macht geübt, die seit Jahrhunderten den Laien zu fa beln gab? 1 1 Geheimnis als Epochensignatur? Die Begriffe von Geheimnis, die im Zitat aus Lothars Roman begegnen, schei nen sehr hoch gegriffen. Denn hier wird dem Geheimnis das Gewicht einer Epo chen sig natur zugeschrieben, einer nostalgischen Lebensform (gegen den "Städte geist"), einer atmosphärischen, ja sakralen Qualität ("Aura"), welche die Dauer "von Jahrhun derten" heraufbeschwört und ihr damit Geltung verleiht. Der Pro tago nist in Lothars Roman findet sich kurz danach in dieser Erwartung auch entt äuscht. Die Frei maurer hatten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ur sprüng liche Funk tion, Kernzellen und Motor bürgerlicher Öffentlichkeit zu wer den, längst ein gebüßt, 2 und Hans fällt es angesichts der in puppenhafter Kostü mie rung, leeren Ritualen 3 und banalen Gesprächsgegenständen erstarrten Frei maurer-Versamm lung schwer, "ernst zu bleiben". 4