Gerechte Beziehung(en) : Kritische Revision theologisch-ethischer Sexualethik?

Abstract

Gerechtigkeit ist eines der Megathemen der Gegenwart. Auch in der Theologischen Ethik. Hier ist Gerechtigkeit unter anderem Horizontbegriff sozialen Handelns, Grundprinzip der Sozialethik, praktisches Zentrum politisch-ethischer Theorie und Zielprinzip ökologischer Fragestellungen. Darüber hinaus gewinnt Gerechtigkeit als ethische Bezugskategorie gerade in Fragen von Beziehung, Partnerschaft, Geschlecht und Sexualität in den letzten Jahren umfassende Bedeutung. 1 Paradigmatisch zeigt dies auch das Ziel 5 der 17 Ziele (SDGs) der Agenda 2030, die sich die Vereinten Nationen für eine sozial, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Entwicklung gegeben haben. 2 Unter Target 1 und 2 hält die UN fest:»End all forms of discrimination against all women and girls everywhere. Eliminate all forms of violence against all women and girls in the public and private spheres, including trafficking and sexual and other types of exploitation.« 3 Im Zentrum dieses Ziels finden sich hier Diskriminierungserfahrungen und (sexuelle) Gewalt, die der Gerechtigkeit entgegenstehen. Aber auch hinsichtlich der gesellschaftlichen Chancen von Männern und Frauen wird mit Geschlechtergerechtigkeit argumentiert. Im Hintergrund steht dabei die Absicht, die »Logiken der Genderregime« 4 daraufhin zu befragen, inwiefern sie zu Geschlechteregalität beitragen. Kurz: Die Frage nach Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit wird hier explizit mit Geschlecht verbunden.