Geophysikalische Messungen im nordöstlichen Stadtteil von Flavia Solva: Interpretation und archäologisch-historische Auswertung (Teil 3)

Abstract

der Villa in die Jahre nach 340/50 n. Chr. Die Aufgabe scheint geordnet unter Mitnahme aller wertvollen Einrichtungsgegenstände und fast des gesamten Hausrats vor sich gegangen zu sein, der südliche Brunnen wurde durch die Entsorgung eines Tierkadavers und Verfüllung mit Bauschutt (Dachziegel) intentionell unbrauchbar gemacht. Diese Faktoren deuten auf einen Hiatus in der Besiedlung des Areals am nördlichen Stadtrand.Die Existenz der Villa bezeugt die Bedeutung und Ausdehnung der Stadt in der Spätantike, es fanden sich Befunde vom äußersten Westen (Insula XLI) über den zentralen Bereich (Insula XXII) bis in den äußersten Norden, so daß mit einem gegenüber dem 2. Jahrhundert flächenmäßig unverändert gebliebenem Stadtgebiet gerechnet werden muß 102 . Die Überbauung der aus typologischen Überlegungen kaum vor der Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. errichteten Halle mit apsidialem Abschluß F erfolgte durch ein schräg zum Straßen-raster ausgerichtetes hallenartiges Gebäude (Abb. 20, Haus 1), was auf eine, bereits an mehreren Stellen des Municipiums dokumentierte, relativchronologische Abfolge spätantiker Bauten oder eine nachantike Verbauung weist. Die einfache Nachnutzung steht im krassen Gegensatz zur vorangegangenen palastartigen Bebauung. Eine zumindest partielle Nutzung bzw. Begehung des (ehemaligen) Stadtareals bezeugen die im Nordteil der Stadt gefundenen Bleiplomben der Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. Die Bauten nördlich der Insulae XXVII-Nord und XLII ForschungsgeschichteIn diesem Bereich der Stadt gab es bis zu den geophysikalischen Prospektionen keine archäolo-gischen Untersuchungen. Interpretation der geophysikalischen ProspektionsergebnisseDie östliche Außenmauer der Insula XXVII-Nord endet nicht in ihrer Nordostecke, sondern konnte in einem Winkel von 7° nach Nordwest vom Straßenraster abweichend noch über eine Länge von 35 m weiter verfolgt werden (Abb. 19). Die Straße E scheint in diesem Bereich, der im Westen durch die genannte Mauer und im Osten durch die natürliche Abbruchkante begrenzt wird, bei einem Gebäude in einer Platzanlage zu enden. Dieses Gebäude orientierte man ebenfalls nicht nach dem Straßenraster, sondern nach der Begrenzungsmauer, welche wiederum annähernd parallel zu dem noch heute so verlaufenden Seitenarm der Mur ausgerichtet war.Das Gebäude setzt sich aus einem rechteckigen, 7 × 6 m großen, massiven Fundament oder hypokaustierten Raum und einer rechteckigen, ca. 13 × 10 m messenden Ummauerung zusammen. Während das Fundament bzw. der Raum über eine Tiefe von 1,1-0,5 m unter Gelände-oberkante zu verfolgen war, beträgt die Fundamenttiefe der Umfassungsmauer nur 0,5-0,4 m. Die Interpretation dieser Strukturen gestaltet sich äußerst schwierig. Es ist unwahrscheinlich, daß die Straße E sich nördlich des Gebäudes fortgesetzt hat, da in diesem Areal wohl auch schon in der Antike die Aulandschaft der Mur begonnen hatte.

Archaeological interpretation of combined magnetic and GPR surveys of the roman town Flavia Solva, Austria

“…As in most insulae a plenty of wall structures from monumental public buildings as well as private dwellings became obvious. On basis of these fi rst GPR surveys an archaeological and historical interpretation of the northeastern part of the municipal area has been worked out including excavation data (Groh et al, 2002). With this work it was for the fi rst time possible to show the astounding results of profound archaeological interpretation of professionally collected prospection data.…”