Das als Bittschrift (bzw. Gesuch oder Klageschrift, auch Sendschreiben) Daniiis des Verbannten bekannte Literaturdenkmal oder genauer, seine zwei Varianten; das Slovo (auch Napisanie) und das Molenie (auch Poslanie) -, eines der bedeutendsten und schönsten der altrussischen Literatur, ist und verbleibt gleichzeitig eines der rätselhaftesten Werke, welches die Rus', und zwar sicher noch die Kiever Rus' (also vor dem Tartareneinfall) hervorgebracht hat. Dabei ist die diesem Text bzw. diesen zwei Texten (und ihren Überarbeitungen) gewidmete Spezialliteratur bereits gewaltig angeschwollen und schwillt weiter an.^ Nicht endgültig geklärt ist bisher das chronologische Verhältnis der beiden Varianten, wobei gewöhnlich allerdings das Slovo als die ältere Textgestalt gilt (und von den emstzunehmenden Forschern der vorangehenden Generation eigentlich nur N. K. Gudzij auf der umgekehrten zeitlichen Reihenfolge bestand, das Molenie also für ursprünglicher hielt^). Dasselbe gilt auch von der mutmaßlichen Person des Verfassers bzw. der Verfasser dieses Werks, nämlich zunächst ob es einen solchen (oder eher vielleicht zwei solche) mit dem Namen Daniii in Wirklichkeit überhaupt gegeben hat; femer die genaue Bedeutung oder Bezugnahme seines Beinamens, Zatocnik, also ob es sich in der Tat um einen vom Fürstenhofe Verbannten handelt oder ob diese Bezeichnung nicht vielmehr bildlich oder auch anders zu verstehen ist; die gesellschaftliche Stellung des -ursprünglichen -Verfassers, wobei D. S. Lichacevs Annahme, daß es sich um jemanden handelt, der dem Milieu der skomorochi, also der wandemden Gaukler und Spielleute, nahestand (ihm aber kaum angehörte), vielfach als recht überzeugend gilt und daher von manchen Gelehrten übernommen wurde (vgl. aber den Nachtrag); sowie schließlich die dichterische Form der beiden Texte, also insbesondere ob wir es hier mit einem Werk in gebundener Rede zu tun haben, also in einer Art von z. T. sogar gereimtem Vers, oder ob es sich nicht vielmehrwie auch von mir angenommen wurde -um rhythmisch gegliederte und künstlerisch geformte Prosa handelt, wobei wiederum die Frage, ob, wie R. Picchio und seine Eine Auswahl der reichhaltigen einschlägigen Literatur bieten u. a. Colucci und Danti 1977, bes. 11-52 und 272-280;Podskalsky 1982, 263-264, Fn. 1183 (der letzte Hinweis, auf die Arbeit Lichacevs, enthält allerdings einen falschen Seitenverweis: statt 205-21 ist 241-58 zu lesen; der Hinweis auf I. F. Eremins Literatura Drevnej Rusi ist irrtümlich und der korrekte Seitenhinweis zu desselben Verfassers Lekcii i stat'i po istorii drevnej russkoj literatury, jedenfalls in der 2. Aufl. von 1987, ist 133-138; 128-133 in der 1. Aufl. von 1968); Slovar ' 1987, 114-115 (von D. S. Lichacev). Von dort nicht verzeichneten Schriften wären m. E. insbes. etwa noch Stender-Petersen 1957, 150-153, Robinson 1980, 109-113, und Svane 1989 nachzutragen. Selbst habe ich mich eingehender dreimal mit diesem Denkmal befaßt, u. zwar in Birnbaum 1981, 246-274 (vervollst. Fassung von Birnbaum 1983 und Wiederabdruck des ersten Teils von