Fragestellung. Ob in frühenStadien eines diffus groß-zelligen B-Zell-Lymphoms eine konsolidierende Strahlentherapie (RT) die Ergebnisse einer alleinigen Chemotherapie verbessert, ist nicht abschließend geklärt. Wie in der hier diskutierten Studie referiert wird, existieren Richtlinien (NCCN, ESMO) in denen beide Optionen akzeptiert werden [1]. Material und Methodik. Die US-amerikanische retrospektive Studie griff auf die National Cancer Data Base zurück, die ca. 70 % der neu diagnostizierten Krebsfälle abbildet. Eingeschlossen wurden ca. 59.000 Patienten, die ihre Diagnose im Zeitraum 1998 bis 2012 erhalten hatten und mit einer Kombinationschemotherapie behandelt wurden. Mediastinale großzellige B-Zell-Lymphome (LBCL) wurden nicht eingeschlossen. Nach Exklusion von Patienten mit einer Nachbeobachtungszeit von weniger als 12 Monaten verblieben ca. 25.000 Patienten im Stadium I oder II, die nur eine Chemotherapie erhalten hatten, und ca. 20.000, bei denen auch eine konsolidierende RT erfolgt war. Von den Patienten waren 58 % älter als 60 Jahre und 54 % im Stadium I. Nur 13 % hatten B-Symptome, allerdings wurde dieser Parameter in 41 % der Fälle nicht in der Datenbank registriert. Eine extranodale Komponente bestand bei 42 %. Das Intervall zwischen Diagnose und erster Chemotherapie bzw. RT betrug im Median 24 bzw.133 Tage. Die mediane Originalpublikation Vargo JA, Gill BS, Balasubramani GK, Baeilrw S (2015) Treatment selection and survival outcomes in early-stage diffuse large B-cell lymphoma: Do we still need consolidative radiotherapy? J Clin Oncol 33:3710-3717 Prof. Dr. med. C. Nieder ( ) Strahlendosis lag bei 36 Gy. Während 1998 noch 62 % der Patienten mehr als 36 Gy erhalten hatten, ging der Anteil im Jahr 2012 auf 23 % zurück. Intensitätsmodulierte Strahlenbehandlungen (IMRT) stiegen im selben Zeitraum von 0 % auf 24 %. Der Anteil der Patienten mit einer konsolidierenden RT ging von 47 % im Jahr 2000 auf 32 % im Jahr 2012 zurück. Die Durchführung einer RT korrelierte mit sozioökonomischen Faktoren, Art der behandelnden Institution, Reiseweg, Alter und Begleiterkrankungen. Auch im Stadium II oder bei Vorliegen von B-Symptomen wurde seltener bestrahlt.Ergebnisse. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 5 Jahre. Es wurden 12.647 Todesfälle analysiert (ca. 28 % aller Patienten). Nach 5 bzw. 10 Jahren betrug das Überle-ben in der Chemotherapie-Kohorte 75 % bzw. 55 %. Nach zusätzlicher RT lagen die Ergebnisse bei 82 % bzw. 64 % (p < 0,001). Auch multivariat und in einer PropensityScore-Analyse war die kombinierte Chemo-und Strahlentherapie signifikant überlegen (Hazard Ratio 0,66; 95 %-Konfidenzintervall 0,61-0,71).
Schlussfolgerung der Autoren.Der Verzicht auf eine konsolidierende RT hat negative Konsequenzen für die Überlebenswahrscheinlichkeit.