Nach zweieinhalb Jahrhunderten fortschreitender Modernisierung stellen sich in den westlichen Gesellschaften heutzutage viele Menschen die Frage, ob der Preis, den die Menschen für diese Modernisierung in Form von zunehmender Naturzerstörung zu zahlen hatten und haben, doch nicht zu hoch sei. Dementsprechend weitet sich auch in den historischen Kulturwissenschaften der Blick für jene Sichtweisen, die im Laufe der Modernisierung weniger die Errungenschaften als vielmehr die Opfer des Prozesses in den Vordergrund stellten, die aber zu ihrer Zeit wenig Aufmerksamkeit erhielten und marginalisiert wurden (Limmer 2019: 20-31).In Europa und Nordamerika kam es nach Beginn der Industrialisierung zur Herausbildung von solchen gesellschaftlichen Organisationen, die sich dem Natur-und Umweltschutz verschrieben. Nach dem Zweiten Weltrkieg wurde in den Industriestaaten der Umweltschutz als staatliche Aufgabe anerkannt und wird seitdem dementsprechend auch von staatlichen und kommunalen Behörden vertreten. Da sich aber gleichzeitig die wirtschaftliche Aktivität in den Industriestaaten und die damit einhergehende Veränderung und Zerstörung der Natur vervielfacht haben, haben sich immer wieder neue gesellschaftliche Gruppen formiert, denen der staatliche Umweltschutz nicht weit genug ging. Die staatlichen Stellen für Umweltschutz einerseits und die zivilen Umweltbewegungen andererseits arbeiteten teilweise mit-, teilsweise gegeneinander jene unterschiedlichen Diskurse aus, die es den Menschen in diesen Gesellschaften vorgeben, wie man über das Verhältnis von Natur und zivilisatorischem Fortschritt denken kann (Uekötter 2007, Uekötter 2011).
Die OstblockstaatenDie Länder, die vor 1990 unter dem Einfluss der Sowjetunion dem Ostblock angehörten, gingen auch diesbezüglich einen vom westlichen abweichenden Weg. Der weitgehende gesellschaftliche Konsens über die Notwendigkeit massiver menschlicher Enigriffe in die Natur wurde in den Ostblockstaaten, im Gegensatz zu Westeuropa und Nordamerika, nicht durch Marktmechanismen und demokratische politische Partizipation, sondern durch staatliche Repression und ideologische Indoktrination hergestellt. In den sozialistischen Staaten gab es sehr beschränkte Möglichkeiten zur Bildung von Vereinigungen,