Zusammenfassung
Hintergrund Über die qualitative Bedeutung der testenden Zentren
im Gesundheitswesen ist wenig bekannt, gleichzeitig stellen die Late-Presenter
eine immer noch große Gruppe bei den HIV-Erstdiagnosen.
Ziel der Arbeit Analyse des Einflusses von Testzentren und -grund auf die
Prävalenz von HIV-Erstdiagnosen und Late-Presentation, exemplarisch
für das Jahr 2014.
Material und Methoden In einer Querschnittsstudie wurden zu allen im
Netzwerk HIV-Regional Behandelten mit Erstdiagnose HIV im Jahr 2014
retrospektiv, pseudonymisiert und dezentral klinische und demographische
Patienten-Charakteristika inklusive Angaben HIV-Test gesammelt und zentral
statistisch ausgewertet.
Ergebnisse 971 Individuen mit Erstdiagnose HIV aus 31 spezialisierten
Versorgungszentren in ganz Deutschland (15 Kliniken, 16 Praxen)
repräsentieren einen Anteil von 27,5% aller
HIV-Erstdiagnosemeldungen des Robert-Koch-Instituts für 2014, mit
ähnlichen Ergebnissen für CD4-Zellzahl und
HIV-Übertragungsrisiko. Häufigster Testort war das Krankenhaus
(34,8%), gefolgt vom Hausarzt (19,6%) und Facharzt
(16,1%). Wurde die Erstdiagnose in der Klinik gestellt, dann waren die
Betroffenen im Mittel älter als ambulant getestete (42 vs. 37 Jahre,
p=0,001), außerdem fand sich eine höhere HI-Viruslast
(585 vs. 270 Tsd. Kopien/mL, p<0,001) und niedrigere
CD4-Zellzahl (265 vs. 414/µL, p<0,001). Bei
208/971 HIV-positiv getesteten fand sich mindestens eine
AIDS-definierende Erkrankung, am häufigsten die Pneumocystis-Pneumonie
(43,8%), Candidiasis (36,5%) und Kaposi-Sarkom (10,6%).
Im regionalen Vergleich fand sich bei ostdeutschen Erstdiagnostizierten ein
jüngeres Lebensalter, eine höhere HIV-RNA und häufiger
das Vollbild AIDS.
Schlussfolgerung Die HIV-Regional-Analyse zum Jahr 2014 erlaubt
exemplarisch einen tieferen Einblick in die HIV-Erstdiagnosen am Vorabend der
Einführung wichtiger Präventionsmaßnahmen in
Deutschland, z. B. HIV-Heimtests und die
Prä-Expositionsprophylaxe. Diese repräsentative Stichprobe
unterstreicht die Bedeutung spezialisierter Kliniken für die
HIV-Versorgungsstruktur, besonders für Ostdeutschland und allgemein
für die Einbindung sogenannter Late-Presenter ins Gesundheitswesen.