Fort-und Weiterbildung 123 Lernziele ! Für die Rehabilitation von Menschen mit Darmerkrankungen soll dieser Beitrag folgende Kenntnisse vermitteln: ▶ Indikationen zur Rehabilitation ▶ Häufige Funktions-, Aktivitäts-und Teilhabestörungen ▶ Spezifische rehabilitationsrelevante Diagnostik ▶ Merkmale des Rehabilitationsteams ▶ Interventionen in der Rehabilitation Einführung ! Darmkrankheiten mit rehabilitationsmedizinischer Relevanz sind gekennzeichnet durch chronische Funktionsstörungen, die zu einer relevanten Beeinträchtigung der Teilhabe führen. Diese müssen nicht unbedingt Folge der Erkrankung selbst sein, sondern können sich auch als Folge der (operativen) Therapie oder eines komplikationsbehafteten Verlaufs ergeben (Infobox 1). Die häufigste Erkrankung des Darms mit einer Prävalenz um 12,5 % in Deutschland ist das Reizdarmsyndrom [1]. Die Ätiologie ist noch weitgehend unklar, eine Kombination aus viszeraler Hypersensitivität und Motilitätsstörung scheint eine wichtige pathophysiologische Rolle zu spielen. In letzter Zeit finden sich zunehmend Hinweise auf postinflammatorische Neuromodulationen, Alterationen des Immunsystems des Darms und Stö-rungen der Darmflora und des Serotoninstoffwechsels. Die Bedeutung psychischer Faktoren für Entstehung und Verlauf der Erkrankung ist noch unklar. Die Diagnose wird symptombasiert nach Ausschluss möglicher Differenzialdiagnosen gestellt, empfohlen wird die Verwendung der ROME III-Kriterien [2]. Krebserkrankungen des Dickdarms stellen in Deutschland mit 12,7 % aller Krebserkrankungen bei Frauen die zweithäufigste, bei Männern mit 13,4 % die dritthäufigste Krebsart [3]. Im Vordergrund des Rehabilitationsprogramms steht neben der Krankheitsbewältigung die notwendige Therapie von Funktionsstörungen, die in erster Linie als Folge der Therapie (u. a. Resektion von Darmabschnitten, Bestrahlung oder Chemotherapie) auftreten. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind Erkrankungen, die häufig einen schubweisen, oft schweren und unberechenbaren Verlauf aufweisen. Sie führen zu ausgeprägten Funktionsstörungen und psychischen Belastungen, da sie u. a. Schamzonen betreffen. Sie besitzen durch den oft frühen Beginn und jahrzehntelangen Verlauf der Krankheit eine erhebliche rehabilitative Relevanz [4, 5]. Operative Eingriffe mit Entfernung des Dickdarms oder von Teilabschnitten können aus sehr unterschiedlichen Ursachen notwendig werden: Divertikelkrankheit, Komplikationen bei CED, Verwachsungen, Stenosen, Darmverschlüsse, Gefäß-erkrankungen. Bei Einbeziehung der unmittelbar an den After angrenzenden Darmabschnitte oder vollständiger Entfernung des Dickdarms muss ein Stoma angelegt werden, was eine besondere Schulung und Anleitung der Betroffenen notwendig macht. Dabei ist ein Ileostoma (Dünndarm-ausgang) deutlich problematischer als ein Kolostoma (Dickdarmausgang). Stomata werden aber Infobox 1 Darmkrankheiten mit rehabilitationsmedizinischer Relevanz ▶ Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED; Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) ▶ Dickda...