Im Fokus
| HNO 5•2001 344Kürzlich ist in den "Archives of Otolaryngology Head and Neck Surgery" eine Arbeit mit dem Titel "Preoperative coagulation studies prior to tonsillectomy" samt zwei Kommentaren zum selben Thema erschienen [6]. Die Autoren Hartnick u. Rubens beschäftigen sich mit der Frage, welche Laborunterschungen vor einer Tonsillektomie notwendig sind und ob sie überhaupt durchgeführt werden sollten.Wie schon in früheren Jahren durch mehrere andere Autoren [3,7,8,9] thematisch angegangen, gehen die Autoren Hartnick u. Ruben in diesem Artikel der Frage nach, ob und welche Laboruntersuchungen vor einer Tonsillektomie durchgeführt werden sollten. Ziel dieser Laboruntersuchungen soll es natürlich sein, Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes intraoperatives und v. a. auch postoperatives Blutungsrisiko haben, um die Indikation angesichts solcher Risikoerhöhungen erneut zu diskutieren oder besondere Maßnahmen bei der Operation oder in der Nachsorge zu treffen.Die Arbeit von Hartnick u. Ruben ist eine Übersicht, die Originalien über teils mehrere Tausend Tonsillektomien der Literatur kritisch wertet. Die Autoren stellen die Hypothese auf,dass die Bestimmung von Hämato-kritwert und Thrombozytenzahl als Voruntersuchung hinreichend sei, wenn sich aus Eigen-und Familienanamnese keine Auffälligkeiten ergäben.Argumente für eine nur sehr eingeschränkte präoperative Labordiagnostik sehen sie in den Kosten der gerinnungsphysiologischen Untersuchungen, der Seltenheit von Gerinnungsstörungen im Kindesalter und der Tatsache,dass die gerinnungsphysiologischen Globaltests nicht mit aller Sicherheit denkbare Gerinnungsstörungen wie Hämophilien und von-Willebrand-Syndrom erfassen,Tests teilweise bei Wiederholung normal sind und gelegentlich intrinsische Inhibitoren auffällige Testergebnisse verursachen.Retrospektive Analysen von Nachblutungsfällen zeigen oftmals auch nur in einem geringen Prozentsatz pathologische Werte in den präoperativen Labordaten, sodass die Erkenntnis gestützt wird, dass Nachblutungen nach Tonsillektomien Ursachen in der Operationstechnik, der lokalen Gefäßversorgung,dem postoperativen Blutdruck und evtl. postoperativen Entzündungsvorgängen haben können und eben nur ein geringer Anteil durch systemische Gerinnungsstörungen verursacht wird, die durch solche Laborwerte zuvor erkennbar wären. Hingegen wird auch eine Studie zitiert, in der retrospektiv analysiert eine deutlich höhere Nachblutungsrate in der Patientengruppe mit präoperativ abnormalen Gerinnungswerten bestand und so die Bedeutung von solchen Laboruntersuchungen betont wird. Auch ergaben sich erhebliche Anteile pathologischer Gerinnungswerte in einer Patientengruppe,die selbst bei genauer und gezielter Familien-und Eigenanamnese unauffällig war; so wird der Voraussage-und Selektionwert einer solchen strukturierten Befragung, der in anderen Studien sehr gelobt wird, doch wieder in Frage gestellt.Die Autoren betonen,dass statistische Überlegungen zur Voraussagewahrscheinlichkeit von Komplikationen einerseits und Kosten andererseits nicht ...