ZusammenfassungPsychosen aus dem schizophrenen Formenkreis gehen mit deutlichen kognitiven
Beeinträchtigungen einher, die nach klinischer Symptomremission oft noch in
relevantem Ausmaß persistieren und negative Auswirkungen auf die psychosoziale
Funktionsfähigkeit haben. Diese Beeinträchtigungen werden von Betroffenen oft
als sehr belastend erlebt. Unter dem Oberbegriff der Kognitiven
Remediationstherapie (CRT) stehen hierzu zunehmend evidenzbasierte
Therapieoptionen zur Verfügung, die sowohl die jeweiligen kognitiven
Zielfunktionen als auch das psychosoziale Funktionsniveau verbessern. Nach
Expertenempfehlungen sollten dabei mindestens 20 Sitzungen durchgeführt werden,
die von qualifiziertem therapeutischem Personal begleitet werden. Die aktuelle
Auflage der S3 Behandlungsleitlinie Schizophrenie der Deutschen Gesellschaft für
Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)
empfiehlt CRT mit dem höchsten Empfehlungsgrad. Unklar ist in diesem
Zusammenhang, wie stark CRT in die stationäre Routineversorgung Einzug genommen
hat. Zu dieser Frage wurden 395 psychiatrische Universitäts- und
nichtuniversitäre psychiatrische Fachkliniken in Deutschland zwischen Juli 2021
und Mai 2022 angeschrieben und gebeten, einen 14 Items umfassenden Fragebogen zu
beantworten. Insgesamt nahmen 26,1% (n=103) der Einrichtungen an der Befragung
teil. Hiervon nutzen 56,3% der Kliniken mindestens ein evidenzbasiertes
CRT-Verfahren. Bei den eingesetzten CRT-Verfahren wurden Cogpack, Rehacom und
das Integrierte Psychologische Therapieprogramm (IPT) am häufigsten genannt. In
87,5% der teilnehmenden Einrichtungen erhalten weniger als die Hälfte der an
Schizophrenie erkrankten Menschen eine CRT. Bezogen auf die Kliniken, die ein
evidenzbasiertes CRT-Verfahren einsetzen, werden bei 64,3% dabei weniger als 11
Therapieeinheiten durchgeführt, bei 28,6% zwischen 11 und 20 Einheiten und bei
7,2% mehr als 20 Einheiten. Die geringe Rückantwortquote von 26,1% und mögliche
Selektionseffekte für die Teilnahme an der Studie sind als Limitationen zu
bewerten und wurden kritisch diskutiert. Dennoch legen die Ergebnisse der
Befragung nahe, dass CRT zumindest in den teilnehmenden psychiatrischen Kliniken
in Deutschland bislang noch nicht flächendeckend, noch nicht bei allen an
Schizophrenie erkrankten Menschen und noch nicht in ausreichender Intensität
angeboten wird. Zudem zeigt sich seitens der Kliniken der Wunsch nach mehr
technischen und personellen Ressourcen und einer umfangreicheren
Kompetenzentwicklung zur CRT-Anwendung.