Zusammenfassung
Hintergrund
Die Strukturänderung im modernen Bergbau erhöht das Notfallpotenzial ohne Verfügbarkeit einer dem öffentlichen Rettungsdienst vergleichbaren Notfallrettung unter Tage, bei zusätzlich deutlich verlängerten Rettungszeiten.
Fragestellung
Kann die Grubenwehr zur medizinischen Notfallrettung unter Tage ertüchtigt werden?
Material und Methoden
Ein auf typische Notfälle optimiertes medizinisch-taktisches Rettungsschema nebst Ausrüstung wurde entwickelt und medizindidaktisch optimiert in 16 Unterrichtseinheiten geschult. Objective Structured Practical Examinations (OSPE) von 3 geschulten Grubenwehrtrupps a 4 Wehrleuten wurden mittels identischer Prüfung von zufällig ausgewähltem Rettungsdienstreferenzpersonal (17 Teilnehmer unterschiedlicher Ausbildungsniveaus) verglichen.
Ergebnisse
Das medizinisch-taktische Rettungsschema beinhaltet Vitalfunktions- und Bodycheck, Reanimation mit Defibrillation, nasale und intraossäre Medikamentengabe, Atemwegssicherung, Thoraxpunktion, Blutstillung, Tourniquet, Reposition, Schienung sowie Transportlagerung mit Wärmeerhalt. In der OSPE-Prüfung erzielte die Grubenwehr (Mittelwert [M] = 3,42, 95 %-Konfidenzintervall [KI95 %] = [3,24; 3,60]) gleiche Ergebnisse wie der Rettungsdienst höheren Ausbildungsniveaus (M = 3,28, KI95 % = [3,09; 3,46]), jedoch deutlich bessere Ergebnisse als Rettungssanitäter (M = 2,43, KI95 % = [2,10; 2,77]). Das Kompetenzniveau der Grubenwehr blieb nach einem 6‑monatigen übungsfreien Intervall stabil (M = 3,54, KI95 % = [3,31; 3,73]).
Diskussion
Das erzielte Kompetenzniveau der ausgebildeten Wehrleute nach taktischem Minenrettungskurs ist mit dem öffentlichen Rettungsdienst innerhalb des eng definierten Behandlungsschemas vergleichbar. Die Grubenwehr kann unter Anwendung medizinischer Notkompetenz ein geeignetes Instrument sein, um die Lücke der professionellen Notfallrettung unter Tage zu schließen.