Zusammenfassung
Hinführung
Gustav Specht steht am Anfang der Erlanger Universitätspsychiatrie. 80 Jahre nach seinem Tod untersucht der vorliegende Artikel insbesondere die Rolle Spechts bei der von Kraepelin ausgehenden psychopathologisch-nosologischen Diskussion. Trotz spärlicher Datenlage unternehmen die Autoren erstmals eine Annäherung an Spechts Positionen innerhalb der nationalsozialistischen Psychiatrie.
Methode
Relevantes archivalisches Material sowie Primär- und Sekundärliteratur wurden ausgewertet.
Ergebnisse
Specht wurde 1897 zum außerplanmäßigen Professor und 1903 zum ersten Ordinarius für Psychiatrie in Erlangen ernannt. Specht arbeitete die Bedeutung des manischen Elementes in der Paranoia heraus. Specht ergänzte den sog. „exogenen Reaktionstypus“ Bonhoeffers 1913 um die depressiven Zustandsbilder; er selbst war – bei fremddiagnostischem Verdacht auf zyklothymes Temperament – zweimalig exogen reaktiv depressiv erkrankt.
Diskussion
Durch seine Forschungsarbeiten zum pathologischen Affekt in der chronischen Paranoia beeinflusste Specht die zeitgenössische psychopathologische Diskussion nachhaltig. Spechts Perspektivenwechsel in puncto „Erbgesundheit“ lässt sich interpretieren als Anpassung an das NS-Regime.
Schlussfolgerung
Das Werk Gustav Spechts kann u. a. dazu anregen, einen interdisziplinären psychopathologischen Diskurs zu kultivieren.