Die Welt liegt heute mehr denn je in unserer Hand. Genau genommen: unter unseren Fingerspitzen. Zwei, drei Tastenanschläge, und schon füllt sich ein Bildschirm mit Buchstaben. Wischbewegungen auf einer glatten Sensorfläche lassen Texte und Bilder vorüberziehen. Ein Klick, und ein Foto wird aufgenommen, ein Video oder Lied abgespielt, Ware gekauft, eine Diskussion begonnen, eine Information angezeigt, eine Emotion mitgeteilt. Aktuell findet bereits eine Vielzahl alltäglicher Abläufe digitalisiert statt. Gleiches gilt für wirtschaftliche, künstlerische, politische oder wissenschaftliche Praktiken, die zunehmend auf informatischen Programmen, Anwendungen und Netzwerken basieren. Auf dem Weg in die digitale Gesellschaft, deren Eintrittsschwelle längst überschritten ist, haben sich auch die dazugehörigen technischen Geräte in die Lebenswelt eingeschlichen. Die Ubiquität des Digitalen bei gleichzeitig anhaltender Ausdifferenzierung der Aktualisierungsformen stellt eine Herausforderung für Theorie-und Begriffsbildung dar. Diese Herausforderung besteht umso mehr, da die Arbeit am Mythos des Digitalen nicht nur von Forscher_innen unterschiedlicher Disziplinen geleistet wird, sondern beispielsweise auch von Soft-und Hardware-Herstellern. Deren kommerzielle Interessen nehmen über die Vermarktung einzelner Produkte Einfluss auf das Diskursfeld der Digitalität (siehe Distelmeyer 2017: 10 ff.), das unter anderem mit Narrativen von liberalisierender Möglichkeitserweiterung und reibungsloser Konnektivität bespielt wird. In diesem Sinn verweist zum Beispiel die Bezeichnung eines Datenspeichers als »Cloud« eher auf ein mystisches Geisterreich, denn auf den realiter zugrundeliegenden Serverpark. So erscheint Digitalität im gesellschaftlichen Diskurs insgesamt als vornehmlich unkörperliche, abstrakte und schwer