ZusammenfassungDie negative Dysphotopsie (ND) ist ein dunkler, manchmal gebogener Schatten im temporalen Gesichtsfeld, der nach einer Kataraktoperation auftritt und die Betroffenen sehr stören kann. Von R. Olson wurde er als „the number one troublesome complaint after uneventful cataract surgery“ bezeichnet. Die Ätiologie ist nicht geklärt und Thema teils kontroverser Diskussionen. Sie liegt wohl in einer geringen Veränderung des Abbildungsmaßstabs durch die neue Linse. Hierdurch kann es zu einer geringfügigen Verschiebung des zum blinden Fleck und zu den zentralen Gefäßen korrespondierenden Objektraums kommen, sodass diese vorübergehend teilweise bemerkt werden. Bis dato wurden keine definitiven Kriterien für die Diagnostik einer ND veröffentlicht. Auf der Basis unserer Erfahrungen der letzten 2 Jahre mit 77 Augen (55 Patienten) von 6031 Kataraktoperationen sind folgende Punkte zur Sicherung der Diagnose wichtig: 1) Störendes dunkles Areal im temporalen Gesichtsfeld nach einer Kataraktoperation mit Linsenimplantation. 2) Fehlen von objektivierbaren Ursachen wie Glaskörpertrübungen, Netzhautschädigungen oder eines verifizierten Gesichtsfelddefekts. 3) Der Schatten wird bei etwa 60 – 90° peripher vermutet. 4) Er lässt sich objektiv zwischen 10 und 25° im temporalen Gesichtsfeld nachweisen. 5) Er ist nicht immer sichtbar: Bei seitlicher Beleuchtung wird er abgeschwächt oder verschwindet. 6) Die ND wird durch den Ausgleich von auch nur geringen Refraktionsfehlern gebessert oder verschwindet ganz. 7) Die ND wird abgeschwächt oder verschwindet durch seitliche „Scheuklappen“, z. B. Hände des Untersuchers. 8) Die ND wird durch Abdecken des Partnerauges abgeschwächt oder sie kann ganz verschwinden. Präoperativ sollte über Dysphotopsien aufgeklärt werden. Als Stufenplan zur Therapie der ND empfehlen wir: 1) Beschwerden ernst nehmen, Patienten aufklären und beruhigen. 2) Bei persistierenden Beschwerden: Tragen einer Brille auch bei kleinsten Refraktionsfehlern so lange, bis die ND verschwunden ist. 3) Wenn die Brille nicht getragen werden will oder nicht zur Besserung der ND führt, half bei 2 unserer Patienten eine mehrwöchige Okklusionstherapie. Eine Revisionsoperation war so nie nötig.