Internetbasierte Kommunikation über Online-Plattformen ist inzwischen untrennbarer Teil von Alltagswelten. Die mit ihnen verbundenen Dynamiken sind für die Stabilität und Fragilität gesellschaftlicher Gefüge von erheblicher Bedeutung. In sozialen Medien werden in zunehmendem Maße gesellschaftliche und politische Konflikte ausgetragen, befeuert und verarbeitet. Extrem rechte und salafistisch-dschihadistische Gruppen nehmen an diesen Auseinandersetzungen teil, indem sie sich an Diskussionen beteiligen, Berichterstattung kommentieren und eigene Themensetzungen lancieren. Gezielt werden Kampagnen gestartet, die der Rekrutierung und Mobilisierung dienen. Sie nutzen Online-Kanäle zudem für ihre interne Kommunikation bspw. in geschlossenen und semi-geschlossenen Gruppen. Diese Prozesse sind oft unzusammenhängend und nehmen verschlungene Wege, können sich aber ereignisgetrieben verdichten und in der Gewaltanwendung von Individuen und Gruppen münden. Diese Tatereignisse sind wiederum häufig selbst Bestandteil von Inszenierungs-und Mobilisierungsstrategien. Dieser Inszenierungslogik ist politische und/oder religiös begründete Gewalt inhärent, es ergeben sich aber durch die Entwicklungen sozialer Medien ganz neue Möglichkeitsräume. So filmten sich die Mörder von Christchurch und Halle bei ihren Taten und kommentierten sie im Livestream. Die Funktionsweisen transnationaler Netzwerke der extremen Rechten und von Rechtsterrorist*innen mit ihren geteilten Narrativen werden in der Forschung zunehmend besser verstanden (Birsl 2018; Schmidt-Kleinert et al. 2019/2020; Marcks/Pawelz 2020; Marcks/Fielitz 2020) -ihnen effektiv zu begegnen ist jedoch eine weitgehend ungelöste gesellschaftliche und politische Aufgabe (Ahmed et al. 2020). Ähnlich verhält es sich mit dem Verständnis von und dem Umgang mit den Kommunikationsnetzwerken im salafistisch-dschihadistischen Spektrum (siehe Beiträge in Biene et al. 2016). Auch von diesem werden die sozialen Medien gezielt für Inszenierungen genutzt. So haben Anhänger des sogenannten Islamischen Staates (IS) eine große Bandbreite von audiovisuellen Formaten zu Zwecken der Propaganda und Mobilisierung eingesetzt (siehe Beiträge in Günther/Pfeifer 2020).