ZusammenfassungDas retrobulbäre Hämatom (RBH) ist eine seltene, aber potenziell visusbedrohende Komplikation nach einem Trauma oder auch nach einem chirurgischen Eingriff. Die Diagnose muss dabei zeitnah gestellt werden, da nur eine rasche chirurgische Intervention irreversible Visusminderungen adäquat verhindern kann. Da es aufgrund der knöchernen orbitalen Begrenzung kaum Raum für das zunehmende, intraorbitale Volumen durch die retrobulbäre Blutung gibt, kommt es zu einer Erhöhung des intraorbitalen Drucks und konsekutiv zu einer Kompression des N. opticus. Mögliche Symptome umfassen insbesondere Motilitätsstörungen bis zur Ophthalmoplegie, eine Diplopie, eine Bindehautchemose, subkonjunktivale Blutungen, einen Exophthalmus, einen erhöhten intraokulären Druck, eine Verschlechterung der Sehschärfe sowie eine reduzierte direkte Lichtreaktion und ein relatives afferentes Pupillendefizit. Wenn die Ursache traumatisch oder iatrogen bedingt ist, ist eine zeitnahe, laterale Kanthotomie mit Kantholyse das Mittel der Wahl und sorgt in den meisten Fällen für eine erfolgreiche Druckentlastung. Die Kanthotomie mit Kantholyse kann auch sehr gut in der Notaufnahme durch den Augenarzt durchgeführt werden und ist ggf. sogar ohne eine vorherige Bildgebung indiziert. Da die Rekonstruktion der Kantholyse meist unkompliziert möglich ist, empfehlen wir die Durchführung dieser Entlastung bereits, wenn klinisch der hochgradige Verdacht auf eine RBH gestellt wird. Sollte die Kanthotomie mit Kantholyse nicht für eine ausreichende Entlastung sorgen, muss eine chirurgische Orbitadekompression durchgeführt werden. Therapiebegleitend sollte immer eine pharmakologische Therapie mit Steroiden stattfinden.