Einleitung: Auditive Medienkulturen

Delay - Mediengeschichten der Verzögerung, 1850-1950

“…2). Auf deren Basis ermittelte Langhans Laufzeitdifferenzen zwischen direktem und reflektiertem Schall und kommentierte, ob diese lediglich eine akustische "verlängerte Verstärkung", 54 mithin einen Nachhall bewirkten oder ob sie ausreichten, ein störendes Echo zu bilden. Das Besondere bei Langhans ist -im Unterschied zu theaterarchitektonischen Schriften vormals -, dass seine Visualisierung von Schallstrahlen einen temporalen Index trug.…”

“…Die "Vorstellung" sei dahingegen durch die "eigentümliche Tätigkeit der Seele" gekennzeichnet, "um von der Empfindung der Nerven aus zu der Vorstellung desjenigen äusseren Objektes zu gelangen, welches die Empfindung erregt hat". 54 nannten Richtungshörern eine direkte apparative Anwendung an der Front im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Über die Bedeutung des Hörens als Praktik des Weltzugangs und der Feldkartierung und -bewertung durch Soldaten im Ersten Weltkrieg, aber ebenso durch professionalisierte Horchposten, die eine Interpretationsleistung erforderte, mithin eine Lärmhermeneutik evozierte, ist bereits geschrieben worden.…”

“…der Planktonexpedition unter Victor Hensen im Jahr 1889, die erstmals die Verteilung von Plankton im Atlantik qualitativ und quantitativ bestimmte, war die Möglichkeit der übersichtlichen und populären Inszenierung meist verwehrt. Bereits dem ersten auf Basis echolotischer Daten in den USA entstandenen Atlantikprofil aus dem Jahr 1922 wurde dahingegen in zeitgenössischen Publikationen große Aufmerksamkeit zuteil 54 -dabei stellten allein 210 Echolotungen die Datengrundlage des circa 3.050 Seemeilen abbildenden Profilbildes zwischen Newport und Gibraltar dar. Wie es einer der Lotbeauftragten der Meteor-Expedition, Theodor Stocks, formulierte: "In der Tat ist ein derart graphisch verarbeitetes umfangreiches Zahlenmaterial sehr dazu geeignet, auf den ersten Blick die Großformen des durchfahrenen Meeresraums erkennen zu lassen."…”

“…52 1948 visionierte Sharpless im bereits erwähnten Paper: "The cost of the storage system will be approximately 10 cents per binary digit" 53 und "[i]t is hoped that within the year such a machine may be actuality -a machine which will have a high-speed number storage equivalent to 1000 ten-digit numbers, computer speeds somewhat faster than the ENIAC, and consisting of only three thousand tubes." 54 Wenngleich dies aus heutiger Perspektive unökonomisch und monumental erscheinen mag, war es in der Anfangszeit der Digitalcomputer durchaus die fähige Umsetzung eines Arbeitsspeichers auf Basis von Techniken der Übertragung, wie es delay lines waren. Die dem im Zitat erwähnten ENIAC historisch nachfolgenden Computer EDVAC (Electronic Discrete Variable Automatic Computer) und UNIAC (UNIversal Automatic Computer) nutzten Verzögerungsspeicher, ebenso der 1949 am Mathematical Laboratory der britischen University of Cambridge gebaute EDSAC (der das Delay bereits im Namen trug: Electronic Delay Storage Automatic Calculator).…”

Auditive Geographien – Plädoyer für eine stärkere Berücksichtigung einer Geographie des Hörens

“…"Recent years have seen a veritable avalanche of scholarship devoted to the interconnections between sound and space, in some cases making links also to music and audio technologies" (Born 2013: 4). Insbesondere in den Geistes-, Kultur-und Medienwissenschaften ist im Zuge interdisziplinärer Auseinandersetzung mit auditiven Medienkulturen (Volmar & Schröter 2013) stellenweise sogar von einem sonic turn (Porcello 2007) oder acoustic turn (Meyer 2008) die Rede. Die Ansätze zur Erforschung der Zusammenhänge in der Transformation von Musik, Sound und Raum (Born 2013) lassen sich größtenteils auf andere Wissenschaftsdisziplinen als die Geographie zurückführen.…”