‘Ein Ort, Wo Sich Alles in Einen Haufen Zusammendrängt’: Berlin's Zeltenplatz as Contested Urban Space

Abstract

The Zeltenplatz, a feature of Berlin's Tiergarten, played a unique role in the city's social life for nearly two centuries. This essay traces the changing clientele of this gathering place during three distinct phases of its history: its initial eighteenth-century heyday, when it was famed for drawing large and extraordinarily heterogeneous crowds; the period following the Napoleonic Wars, culminating in the 1848 revolution, crucial events of which took place at the Zeltenplatz; and the 1880s, as modern Berlin assumed its place as capital of the new German Empire. At the core of this history for over a century is a contest between aristocratic privilege and the aspirations of Berlin's growing bourgeoisie. Relying on fictional texts, reports by travellers, and various descriptions of the city, this essay describes how the Zeltenplatz, still beyond the full control of civic authorities until 1861, offered unusual freedoms for challenging, playfully or otherwise, the established order and social hierarchies of urban life. Evident throughout is the marked theatricality of this space, which the crowds exploited either to perform, and thereby to confirm, an existing social order or to rehearse new roles and enact social configurations whose realisation in Berlin proper still lay in the future. Der Zeltenplatz im Berliner Tiergarten spielte während beinahe zwei Jahrhunderte eine einzigartige Rolle im gesellschaftlichen Leben der Stadt. Die vorliegende Studie skizziert die sich wandelnde Kundschaft des beliebten Treffpunktsüber drei verschiedene Phasen hinweg: 1.) in seiner ersten Glanzzeit im 18. Jahrhundert, als er regelmäßig von großen, extrem heterogenen Volksmassen frequentiert wurde; 2.) im Zeitraum vor und während der Revolution von 1848, deren Szenen sich zum Teil am Zeltenplatz abspielten; und 3.) in den Jahren nach 1880, in denen das moderne Berlin seine Rolle als Hauptstadt des neuen Deutschen Reiches beanspruchte. Kennzeichnend für große Teile der Geschichte des Zeltenplatzes ist die Spannung zwischen den Privilegien des Adels und den Ambitionen des wachsenden Berliner Bürgertums. Unter Bezugnahme auf fiktionale Texte, Reiseberichte und Stadtbeschreibungen untersucht die vorliegende Studie die ungewöhnlichen Freiheiten, die der Zeltenplatz -bis 1861 noch nicht unter vollständiger Kontrolle der städtischen Behörden -der Berliner Bevölkerung anbot, um die existierenden Hierarchien spielerisch oder ernsthaft infrage zu stellen. Als besonders prägnant erweist sich in dieser Hinsicht das theatralische Potenzial des Platzes, welches die dort versammelten Berliner ausnutzten, um entweder einerseits die bestehende gesellschaftliche Ordnung demonstrativ zu bestätigen oder andererseits neue Rollen auszutesten und soziale Konfigurationen