Zusammenfassung: Theoretischer Hintergrund: Mit konstruktiver Aggression ist ein evolviertes Verhaltensmuster gemeint, mit dem Individuen gewaltlos Interessen, Bedürfnisse und Grenzen in interpersonalen Beziehungen einbringen können. Es wird postuliert, dass die Hemmung konstruktiver Aggression (i. e., Aggressionshemmung) schädlich ist. Fragestellung: Es sollte zunächst ein Instrument zur Erfassung von Aggressionshemmung entwickelt und evaluiert werden. Damit sollten die Zusammenhänge von Aggressionshemmung mit Depressivität, Trait-Angst und Lebenszufriedenheit untersucht werden. Methode: In zwei Studien (299 bzw. 253 Gesunde) wurde das „Aggressionshemmungs-Inventar“ (AHI) entwickelt. In einer dritten Studie wurde das AHI bei 263 Depressiven in vollstationärer Behandlung eingesetzt. Ergebnisse: Das AHI korrelierte bei Gesunden mit Depressivität, Trait-Angst und Lebenszufriedenheit. Die Depressiven zeigten eine ausgeprägte Aggressionshemmung, die bis zur Entlassung abnahm. Der Rückgang der Depressivität hing von der Aggressionshemmung bei Entlassung ab. Schlussfolgerungen: Das AHI kann die Hemmung konstruktiver Aggression zuverlässig messen. Der Abbau von Aggressionshemmung könnte wichtig bei der Behandlung von Depression sein.