Echinococcus cysticus des lumbosakralen Übergangsbereiches mit para- und intravertebraler Lokalisation

Abstract

In die Differentialdiagnose der raumfordernden Prozesse im Bereich des Rückenmarkes und seiner umgebenden Strukturen muß in zunehmendem Maße auch die Möglichkeit der Manifestation eines Echinococcus cysticus oder alveolaris einbezogen werden. Dies ist durch die zunehmende Mobilität der Bevölkerung und zum anderen durch die hohe Zahl der Gastarbeiter aus den Mittelmeergebieten und dem Balkan bedingt. Mitteilungen über diese seltene Lokalisation des Parasiten sind in der Fachliteratur der entsprechenden Länder häufiger. Vara u. Mitarb. erwähnen 1973 Unter 650 in der Madrider Klinik operierten Hydatiden nur 18 im Gehirn oder Rückenmark lokalisierte Zysten (10). Nach Nittner (9) siedelt sich der Parasit bei Befall der knöchernen Wirbelsäulenanteile bevorzugt im 2. bis 5. Thorakalwirbel (2, 3,8) sowie in der Lumbosakralregion (2, 6) ab. Seltener wird ein Befall der Halswirbelsäule beobachtet (9). Neben der rein knöchernen Manifestation können die Strukturen des Spinalkanals in unterschiedlichem Maße befallen sein. So wurden epidural (4, 5) und subdural extramedullár (1) gelegene Hydatiden beschrieben. Als Rarität muß die Mitteilung über eine intramedulläre Zyste (7) gelten. In allen diesen Fällen können durch die Kompression der neuralen Strukturen entsprechende neurologische Symptome hervorgerufen werden.Bei der primären paravertebralen Manifestation entwickelt sich der Parasit in der Rückenmuskulatur, im Bindegewebe des Beckens, des Retroperitoneums oder des hinteren Mediastinums. Aufgrund seines Wachstums kann es sekundär zu einer Destruktion der Wirbelbögen und dem Einwachsen der Hydatiden in den Spinalkanal durch die so erweiterten Foramina intervertebralia kommen. Ein Durchbruch durch die Dura mater in den Subarachnoidalraum ist selten, da die Pachymeninx dem Parasiten einen größeren Widerstand als der Knochen entgegenzusetzen vermag (9). Das Wachstum in den paravertebralen Regionen kann ohne Symptome einhergehen und somit lange unbemerkt bleiben. Erst bei der Kompression intraspinaler Strukturen werden neurologische Ausfälle auftreten. Bei dieser beschriebenen Wachstumsart klagen die Patienten während eines längeren Zeitraumes lediglich über rezidivierende uncharakteristische lumbalgiforme Beschwerden. Erst bei ihrer Persistenz sowie dem Hinzutreten neurologischer Symptome wird die radiologische und neuroradiologische Diagnostik das klinische Bild ergänzen. Hier sollte bei Patienten, die in einem Endemiegebiet wohnen oder bei welchen entsprechende anamnestische Hinweise bestehen, an die Möglichkeit des Parasitenbefalls gedacht werden. Fall: 47jährige Patientin, die ihre Jugendzeit in einem rumänischen Dorf und nach dem Kriege mehrere Monate in einem jugoslawischen Lager verbrachte. Seit ca. 25 Jahren wohnt sie in einem Dorf auf der Schwäbischen Alb. Seit 10 Jahren bestanden gelegentlich rechts lumbal-paravertebral ziehende Schmerzen. Drei Monate vor der stationären Aufnahme traten krampf attige Schmerzen zunehmender Intensität im rechten Bein auf. Kurze Zeit nach deren Beginn kamen neurologische Ausfälle in For...