ZusammenfassungDie weltweite Prävalenz von Übergewicht und Adipositas nimmt in den letzten Jahren sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen stetig zu. Hiermit verbunden sind zahlreiche Folgeerkrankungen, die zu einer reduzierten Lebensqualität, einer reduzierten Lebenserwartung und hohen direkten und indirekten Gesundheitskosten führen. Ein zentraler Aspekt der aktuellen Forschung beschäftigt sich mit der Frage, ob abhängige Verhaltensweisen im Zusammenhang mit dem derzeit bestehenden Überangebot an billiger, „schmackhafter“ (hoher Anteil an Zucker, Fett, Salz oder an Lebensmittelzusatzstoffen wie Geschmacksverstärkern) Nahrung zur steigenden Prävalenz der Adipositas beitragen könnten. Eine Verbesserung des Verständnisses der Wirkung bestimmter Nahrungsbestandteile auf Prozesse von Präferenz und Verhaltenssteuerung birgt die Hoffnung, neue und effizientere Therapieformen entwickeln zu können. Um diesen aktuellen Sachverhalt näher zu beleuchten, führten die Autoren eine selektive PubMed Recherche zu den Themen „obesity AND addiction“ durch. Aus der Literaturrecherche ergeben sich Hinweise für Gemeinsamkeiten in Prozessen und Regelkreisläufen, die sowohl bei der Entstehung und der Aufrechterhaltung der Adipositas als auch von Abhängigkeitserkrankungen eine Rolle spielen. Konkret sind hier phänomenologische und klinische, neuroendokrinologische und bildgebende Aspekte sowie Gemeinsamkeiten, bestimmte Transmittersysteme betreffend, zu nennen. Bei der Ergänzung der etablierten und der Entwicklung zukünftiger, innovativer und multi-modaler Therapieansätze sollten Suchtmechanismen und motivationale Aspekte der Nahrungsaufnahme bei der Behandlung der Adipositas daher Beachtung finden.