Disciplined discourses: The logic of appropriateness in discourses on organizational gender equality policies

Abstract

Organizational gender equality policies must address critical issues in organizations, as well as challenge hierarchies and the unequal distribution of power and resources. At the same time, they are reliant on acceptance by organizations when developing an official course of action. On the basis of a neo‐institutional perspective, this study investigates how gender equality discourses are disciplined so that they fit organizational expectations by maintaining the rationality myth of the organization. The empirical analysis of four Swiss organizations demonstrates that, although they intend to reduce gender inequalities, their gender equality policies are shaped by a logic of appropriateness that leads to a continuous reproduction of heteronormativity within gender equality policies. This study thus contributes to the understanding of how the logic of appropriateness protects the heteronormative matrix in organizations by disciplining gender equality discourses.

Selbstverständlich - und doch umstritten

“…Diese Annahme wird von verschiedenen theoretischen Denkrichtungen, insbesondere der kritischen Theorie, problematisiert und in der Geschlechterforschung hinsichtlich der Auflösung von Geschlechterungleichheiten so auch nicht bestätigt (Boltanski & Chiapello 2003;Horkheimer & Adorno 1987) (Ahmed 2017, 125). Amstutz et al (2020) befassen sich in ihrem Artikel «Disciplined discourses: The logic of appropriateness in discourses on organizational gender equality policies» damit, dass Gleichstellungsarbeit in Organisationen oft in einem Widerspruch steht. Auf der einen Seite sind die Gleichstellungsbeauftragten dafür verantwortlich, organisationale Geschlechterungleichheiten zu reduzieren, und kritisieren damit per se ihre Organisationen.…”

“…Hobbies, Zeit für sich oder auch Sorgearbeit um ältere Mitmenschen) ist kein Thema in den Organisationen. Amstutz et al (2020) zeigen in ihrer kritischen Analyse auf, dass die Ausgestaltung der Vereinbarkeitsmassnahmen oft heteronormativ ist, weil Heteronormativität der organisationalen Angemessenheitslogik entspricht. Diese Engfassung des Vereinbarkeitsbegriffs auf heteronormative Familienkonstellationen führt in den Organisationen auch zu Kritik.…”

“…In der fehlenden Gleichstellungskompetenz liegt auch eine Erklärung dafür, warum in den Organisationen der Dekonstruktionsansatz nicht vorzufinden ist. Das theoretische Wissen fehlt anscheinend dazu, und es wird an heteronormativen Logiken festgehalten, wie das insbesondere im Thema der Vereinbarkeit virulent wird (Amstutz et al 2020). Müssten die «institutionellen Spassverderberinnen» (Ahmed 2017), die sich in den Organisationen um das Gleichstellungsanliegen kümmern, auch noch die heteronormativen Logiken herausfordern, die das organisationale Wirken bestimmen, würde dies das Spannungsverhältnis der "embedded agency" (Amstutz et al 2018c;Battilana & D'Aunno 2009) noch mehr vergrössern.…”

“…Es ist meistens für Gleichstellungsverantwortliche schon genug herausfordernd, dass sie Teil einer Organisation sind, die sie mit ihrer Arbeit hinterfragen. Amstutz et al weisen in ihrem Artikel darauf hin, dass Gleichstellungsarbeit oft der heteronormativen organisationalen Logik folgt, weil diese in den Organisationen als angemessen gilt (Amstutz et al 2020). Damit werden die bestehenden Geschlechterverhältnisse zu einem gewissen Grade geschützt, denn sie werden nicht in ihrem Kern zu verändern versucht.…”

Bildung.Macht.Diversität.

“…Die Gleichstellungs-und Diversitätsakteur*innen, die, oft mit knappen Ressourcen, komplexe Fragestellungen bearbeiten, sehen sich angesichts dieser widersprüchlichen Diskurse und ihrer Einbettung in die managerialen Strukturen der Hochschulen in einem Dilemma. In ihrer Position der »embedded agency« (Chappell 2006;Amstutz et al 2021), der Einbettung in die oben beschriebenen Logiken und Diskurse der Organisation, sind sie sowohl für die Kritik der Ergebnisse wie auch für die organisationalen Umsetzungsprozesse zuständig. Sie müssen ungleiche Machtverhältnisse adressieren, zugleich stehen sie vor der Aufgabe, organisationskompatible und einfach zu vermittelnde Vorhaben vorzuschlagen.…”