Der Beitrag versteht sich als Versuch: Aus der Perspektive der historischen Epistemologie soll die Durchsetzung eines spezifischen wissenschaftlichen Paradigmas erörtert werden, das sowohl durch die Gegenüberstellung von philosophischer Theorie und Forschung als auch durch ihre Arbeitsteilung charakterisiert ist. Dieser Prozess wird als eine Reaktion auf die Krise der Philosophie als scientia prima und auf die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wachsende Bedeutung der Naturwissenschaften interpretiert. Anhand von ausgewählten und als wissenschaftsgeschichtlich repräsentativ geltenden ‚Episoden‘ werden einige Etappen dieses Prozesses (1. Geisteswissenschaftliche Pädagogik; 2. Realistische Wendung; 3. Empirische Bildungsforschung) gemäß ihres Wissenschaftsverständnisses diskutiert. Zum Schluss wird durch den Rekurs auf G. Bachelards Epistemologie auf eine Alternative zu diesem Prozess hingewiesen, die Forschung und philosophische Theorie nicht trennt und der philosophischen Theorie im Forschungsprozess eine erkenntnistheoretische Bedeutung zuschreibt.