Die Professionalisierung(en) der Mediation

Abstract

Zusammenfassung:Im Bereich der beruflich ausgeübten Mediation existieren seit längerer Zeit (nicht immer eineindeutige) Bestrebungen, das Tätigkeitsfeld zu professionalisieren. Aus professionssoziologischer Sicht stellt sich bei solchen Bestrebungen immer die Frage, ob es sich überhaupt um einen Beruf handelt, der professionalisierungsbedürftig, aber auch -fähig ist. Dieser Frage wird nachgegangen, indem zentrale Kriterien der Professionalisierung – Verberuflichung/Institutionalisierung, Expertisierung, Etablierung, berufsständische Organisation und insbesondere professionelles Handeln – an die Mediation angelegt, überprüft und diskutiert werden. Vor diesem Hintergrund lässt sich einerseits feststellen, dass man bei der Mediation derzeit allenfalls von einer gebremsten Professionalisierung sprechen kann. Andererseits lässt sich durchaus ein Professionalisierungsbedarf der Tätigkeit diagnostizieren, sowohl im Hinblick auf die Anforderungen und Probleme mediatorischen Handelns wie auch bezüglich der tatsächlichen Funktion und Rolle des/der MediatorIn.

Profession und Professionalisierung in den Gesundheitsberufen

“…Die Besonderheit dieser Berufe ist, zumindest in der wissenschaftlichen Betrachtung, wertneutral als Abgrenzungskriterium angelegt. Jedoch kommt diesen Berufen vermehrt eine gesellschaftliche Sonderstellung in Form von erhöhtem Prestige oder verbesserten Einkommenschancen zu [27]. Professionen lassen sich weder in den Logiken marktwirtschaftlicher Produktion noch bürokratischer Kontrolle erfassen und stellen eine "third logic" dar [9].…”

“…dem zugehörigen beruflichen Handeln einen gewissen Grad an Expertise und Qualität zu, orientieren sich jedoch nicht an den Struktur-und Interaktionslogiken der nachfolgend beschriebenen Erscheinungsformen von Profession und Professionalisierung (vgl. hierzu die Beispiele bei [27]).…”

“…Die Merkmale einer Profession, wie z. B. Ausbildung einer Professionsethik, kollegiale Kontrolle, Autonomie bei der Berufsausübung und bei der Nachwuchsrekrutierung, werden in strukturtheoretischen Ansätzen als institutionelle Vorkehrungen angesehen, die das adäquate professionelle Berufshandeln ermöglichen sollen [27].…”

“…Für viele Berufe scheint es verlockend und aussichtsreich zu sein, sich zu professionalisieren [27]. Gründe dafür sind u. a. eine gesteigerte Leistungsvergütung, berufliche Handlungsautonomie oder die Kontrolle von Zugang zu und Inhalten von Aus-und Weiterbildung.…”