Interessant sind aber gerade auch die üblicherweise nicht zitierten, vorangehenden Sätze: "Denn was ist Zeit? Wer könnte das leicht und kurz erklären? Wer könnte das, um es wörtlich darzustellen, auch nur gedanklich erfassen? Und doch: was ist uns in unsrer Sprache vertrauter und bekannter als der Begriff der Zeit? Wir verstehen jedenfalls, was darunter gemeint ist, wenn wir von ihr sprechen, und verstehen es auch, wenn wir einen andren darüber sprechen hören. Was ist also Zeit?" (es folgt die oben gebrachte Passage; hier zitiert nach einer Übersetzung von Carl Johann Perl: Aurelius Augustinus: Dreizehn Bücher Bekenntnisse (Werkausgabe). Schöningh, Paderborn 1941/48, S.306.) 17 einfachhin verwendeten. Die Erklärung gilt als gelungen nur, wenn der, dem wir das Wort erklären, dahin gebracht wird, es auf Grund dieser Erklärung seinerseits richtig zu verwenden." 18 Wie würden wir "Mensch" erklären? Als das biologisch Andere zum "Tier" (wie die häufigste Antwort zu lauten scheint)? Als dasjenige, was sich in einigen bzw. mehreren Punkten vom "Tier" unterscheidet? Aber was ist "Tier"? Freilich, wir könnten antworten: die Gruppe der anderen Lebewesen, exklusive des Menschen. Doch was, so fragt Platon schon im POLITIKOS 19 , ist es denn, das für die Homogenität der Gruppe "Tier" sorgt? Vergessen wir nicht: unter "Tier" fällt, wenn wir den Begriff empirisch verwenden, d.h. nach konkreten Instanzen suchen, die Amöbe ebenso wie der Menschenaffe und Meeressäuger. Es scheint, als würde die "Tiere" nichts weiter verbinden, als dass es eben keine Menschen sind -doch handelt es sich bei der Abwesenheit eines Charakteristikums um eine Eigenschaft (d.i. gibt es negative Charakteristika, die etwas bestimmen)? Der Begriff "Tier" wird also, zu einem frühen Zeitpunkt schon, beim Beginnen des Nachfragens, problematisch. In derselben Weise wird der Begriff "Mensch" aber zum Problem, sofern er über "Tier" konstruiert wird. Dennoch: "Tier" fungiert als regulative Idee zur Selbstbeschreibung des Menschen. In dieser Funktion braucht der Begriff nicht unbedingt empirische Instanzen. Aber ist das wirklich richtig? Es ist naheliegend, den Vergleich von Tier und Mensch, wie oben bei Tugendhat demonstriert, wenn er uns problematisch wird, versuchsweise dadurch aufzulösen, dass wir bestreiten, dass es in ihm tatsächlich um "Tiere" geht. Geht es denn nicht aber in den TMVs nicht wirklich viel mehr um Menschen? Hier lohnt es, eine Differenzierung einzuführen: