Die “Murales” in Diamante

Abstract

Zusammenfassung. Der Beitrag widmet sich der Beschreibung und Analyse von ausgewählten Wandbildern, die im Rahmen einer Kunstaktion Anfang der 80er Jahre in Diamante/Kalabrien entstanden sind. Der thematische Kern der “Murales” sind die spezifischen Leidenserfahrungen der Menschen des italienischen Südens über die Jahrhunderte: Armut, Dürre, Arbeitslosigkeit, Fremdherrschaft, Unterdrückung und Ausbeutung. Hoffnungen und Sehnsüchte verbanden sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Auswanderung nach Amerika. Wegzugehen bedeutete nicht nur eine Fahrt ins Ungewisse, sondern auch die, oft endgültige, Trennung von Familie, Frau, Kindern, Heimat. Das Leben der Zurückgebliebenen war häufig bestimmt durch Einsamkeit, Warten, Fragmentierung. Wer nach Jahren zurückkehrte, geriet meist erneut in die Fänge des alten Elends. Resümierend wird die Frage nach dem tieferen Sinn des von den “Murales” gespiegelten Daseins gestellt, das zugleich die Lebensgeschichte vieler anderer Emigranten und Flüchtlinge kennzeichnen mag: Leiden als Daseinszweck und das Prinzip Hoffnung.