Die Formierung von gender am “Naturexperiment” Intersexualität in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Abstract

This paper shows the formation of the psychological concept of gender from the testing of a new intersex treatment in the 1950s. By analyzing the initial refusal and final success of the new concept and guidelines in the German speaking medical community, it points to the decisive role of treating intersexuals as "experiments of nature" for the clinical research in psychosexual development. This new technology brought the divergent problematizations of "ambiguous sex" in line thus bridging the gap between scientific and clinical approaches and providing the material basis for turning gender into a scientific and practical entity.

Intersexualität im Sport. Mediale und medizinische Körperpolitiken

“…Jahrhunderts der Intersexualität zunächst als (Pseudo-)Hermaphroditismus zuwenden (vgl. für einen Überblick Voß 2010;Dreger 1998aDreger , 1998bKlöppel 2010aKlöppel , 2006Schochow 2009), kamen die ersten Impulse aus dem Kontext der Sozial-und Kulturwissenschaften vor etwa 50 Jahren auf. Die Initialzündung hierzu lieferte Foucaults Veröffentlichung der autobiographischen Aufzeichnungen Herculine Barbins (1978a), denen er ein Vorwort voranstellt, in welchem er das Zusammenwirken von biomedizinischer Geschlechterermittlung und juristischer Entscheidungsfindung als Formation eines Machtdiskurses und Sinnbild für die Entstehung eines abendländischen Sexualdispositivs beschreibt.…”

“…Die Initialzündung hierzu lieferte Foucaults Veröffentlichung der autobiographischen Aufzeichnungen Herculine Barbins (1978a), denen er ein Vorwort voranstellt, in welchem er das Zusammenwirken von biomedizinischer Geschlechterermittlung und juristischer Entscheidungsfindung als Formation eines Machtdiskurses und Sinnbild für die Entstehung eines abendländischen Sexualdispositivs beschreibt. Seitdem wendet sich die interdisziplinäre Forschung dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu: darunter aus einem medizinhistorischen (Groneberg 2008;Klöppel 2006Klöppel , 2010aKlöppel , 2012Reis 2005;Mildenberger 2005;Dreger 1998aDreger , 1998bJonas & Stallybrass 1991;Krämer 2018a;Schochow 2009Schochow , 2016Gregor 2015), ethnologischen (Lang 2006;Herdt 1990Herdt , 1994aHerdt , 1994bPreves 2002Preves , 2003Lang 1997), sozialwissenschaftlichen (Kessler & McKenna 1978;Kessler 1990Kessler , 1998Butler 1991Butler , 1999Butler , 2009aButler , 2009b, rechtswissenschaftlichen (Matt 2009;Plett 2003;Rothärmel 2006;Kolbe 2010), medizinkritischen (Fausto-Sterling 1993Voß 2010Voß , 2012Scheunemann 2016;Groß 2015) sowie aus der Sicht von intersexuellen Personen selbst…”

Intersexualität im Sport

“…Jahrhunderts der Intersexualität zunächst als (Pseudo-)Hermaphroditismus zuwenden (vgl. für einen Überblick Voß 2010;Dreger 1998aDreger , 1998bKlöppel 2010aKlöppel , 2006Schochow 2009), kamen die ersten Impulse aus dem Kontext der Sozial-und Kulturwissenschaften vor etwa 50 Jahren auf. Die Initialzündung hierzu lieferte Foucaults Veröffentlichung der autobiographischen Aufzeichnungen Herculine Barbins (1978a), denen er ein Vorwort voranstellt, in welchem er das Zusammenwirken von biomedizinischer Geschlechterermittlung und juristischer Entscheidungsfindung als Formation eines Machtdiskurses und Sinnbild für die Entstehung eines abendländischen Sexualdispositivs beschreibt.…”

“…Die Initialzündung hierzu lieferte Foucaults Veröffentlichung der autobiographischen Aufzeichnungen Herculine Barbins (1978a), denen er ein Vorwort voranstellt, in welchem er das Zusammenwirken von biomedizinischer Geschlechterermittlung und juristischer Entscheidungsfindung als Formation eines Machtdiskurses und Sinnbild für die Entstehung eines abendländischen Sexualdispositivs beschreibt. Seitdem wendet sich die interdisziplinäre Forschung dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu: darunter aus einem medizinhistorischen (Groneberg 2008;Klöppel 2006Klöppel , 2010aKlöppel , 2012Reis 2005;Mildenberger 2005;Dreger 1998aDreger , 1998bJonas & Stallybrass 1991;Krämer 2018a;Schochow 2009Schochow , 2016Gregor 2015), ethnologischen (Lang 2006;Herdt 1990Herdt , 1994aHerdt , 1994bPreves 2002Preves , 2003Lang 1997), sozialwissenschaftlichen (Kessler & McKenna 1978;Kessler 1990Kessler , 1998Butler 1991Butler , 1999Butler , 2009aButler , 2009b, rechtswissenschaftlichen (Matt 2009;Plett 2003;Rothärmel 2006;Kolbe 2010), medizinkritischen (Fausto-Sterling 1993Voß 2010Voß , 2012Scheunemann 2016;Groß 2015) sowie aus der Sicht von intersexuellen Personen selbst…”

“…Analog zu den theoretischen Debatten, die in den 1960er Jahren im Anschluss an medizinische Forschungen in den Sozial-und Kulturwissenschaften hinsichtlich des ›Sozialen‹ an, in und zwischen den Geschlechtern mittels Analyseansätzen aus Sozialkonstruktivismus (Berger & Luckmann 1966) oder Ethnomethodologie (Garfinkel 1967;Goffman 1967;Kessler & McKenna 1978) sowie Begriffen wie »Interaktion« und »Rolle« geführt wurden, führte der konstruktivistische Paradigmenwechsel im Kontext der klinischen Intersexdiskurs zu weitreichenden Veränderungen und Reformationen in der Behandlung insbesondere von intersexuellen Kindern (im Folgenden aus Krämer 2018a; vgl. auch Dreger 1998aauch Dreger , 1998bGroneberg 2008;Kessler 1998;Klöppel 2006Klöppel , 2010aKlöppel , 2012. Für ihre Etablierung waren die Forschungen des klinischen Psychologen John Money von zentraler Bedeutung, dessen ursprüngliches Anliegen es war, mittels eines interaktionistischen Erklärungsansatzes eine Entkriminalisierung und Entpathologisierung der Homosexualität herbeizuführen, die in den USA noch bis 1962 in allen US-Bundesstaaten als Straftat galt (Katz 1992;Duberman, Vicinus & Chancey 1990).…”