Brigetio (das heutige Komárom/Szôny) liegt auf dem rechten Ufer der Donau, gegenüber der Flußmündung der Waag. In der Römerzeit fungierte Brigetio als eins der vier Legionslager (Vindobonadas heutige Wien, Carnuntum -Bad-Deutsch Altenburg -Petronell und Aquincum -Óbuda) auf der Limesstraße von Aquincum nach Arrabona. Da im Gebiet von Brigetio die einheimische Bevölkerung keine nennenswerten Besiedlungsspuren hinterließ, stammen die Anfänge des lokalen Siedlungssystems aus der Zeit der römischen Okkupation. Dieses Siedlungssystem bestand aus drei Teilen: Legionslager, canabae und Zivilsiedlung. Zuerst haben die Vexillationen der Legio XIII Gemina, XIIII Gemina und XV Apollinaris ein Militärlager gebaut. Als erste Legion war hier die Legio XI Claudia stationiert, welche durch die Legio XXX Ulpia Victrix im Jahre 106 abgelöst worden ist. Ab 118/119 war hier die Legio I Adiutrix stationiert. Bis zum Ende der römischen Herrschaft in Pannonien ist sie die ständige Besatzung von Brigetio geblieben. Nördlich des Lagers befanden sich die militärischen Töpferwerkstätten, die sogenannte Gerhát und die Werkstatt am Kuruczdomb. Um die Versorgung der Bevölkerung der Zivilstadt mit Gebrauchskeramik haben sich die Töpferwerkstätten westlich der Stadt gekümmert, die jedoch durch Gleisbauarbeiten am Ende des 19. Jh. vollkommen zerstört wurden. Ihr Gebiet ist für archäologische Fo rschung ungeeignet. 2Die in Brigetio vorkommenden römischen Keramikgefäße sind entweder aus anderen Provinzen eingeführte Importwaren, oder in Pannonien hergestellte römische Gefäße. Die pannonischen Produkte wurden teilweise aus anderen Siedlungen der Provinz geliefert, teilweise in Brigetio erzeugt. Laut É. Bónis sind enge Kontakte zwischen Brigetio und den Aquincumer Töpfereien auf Grund der gestempelten pa nnonischen Glanztonwaren, der Bandhenkelschüsseln, Firmalampen mit Masken, Räucherschalen und Dreifußschüsseln festzustellen. 3 Die lokale Herstellung der Metallgefäßnachahmungen, Pateren, Lampen, Terrakotten, Crustulum-Muster, Tonmedaillons, rotbemalten reliefverzierten Terra Sigillata-Nachahmungen der Form Drag. 37 und eines widderförmigen Gefäßes wurde von den Matrizen bezeugt, die in der "Gerhát " Töpferei und in der Töpferei am Kuruczdomb ans Tageslicht gekommen sind. Auf Grund der in diesen Töpferwerkstätten und im Gefäßdepot beider Töpfereien gefundenen verbrannten Exemplaren und Fehlprodukten wurden hier unverzierte Terra Sigillata-Imitationen, frühkaiserzeitliche glasierte Kerami kschüsseln, marmorierte Kannen, Krüge und eckig profilierte Schüsseln, mit Streifen bemalte Keramikg efäße und Küchengeschirre hergestellt. Auch pannonische Glanztonwaren, Bandhenkelschüsseln und Raucherschalen sind vermutlich die Erzeugnisse der bisher ausgegrabenen Töpferwerkstätten. 41 Der vorliegende Aufsatz ist ein Teil meiner Dissertation, in der als Hauptthema die Versorgung der römischen Siedlungen und Militärlager nördlich der Alpen mit Keramik behandelt wird. Ich habe mich mit diesem Thema auf der Basis einer An alyse beschäftigt, die ich über das Kerami...