Zusammenfassung
Ziel: Erhalt weiterführender Daten zur endokrinen Kontrolle der Gravidität beim Esel und von Referenzwerten zur hormonellen Graviditätsdiagnostik. Material und Methodik: In monatlichen Abständen gewonnene Blutproben stammten von 23 Eselstuten mit normal verlaufenden Einlingsgraviditäten. Weiterhin wurden Proben von sechs Stuten mit klinischen Auffälligkeiten gewonnen. Die Bestimmung von Progesteron (P4), Gesamt-Estron (GE), freiem und konjugiertem Estron (E und ES) erfolgte mittels radioimmunologischer Verfahren. Ergebnisse: Die Trächtigkeitsdauer betrug im Mittel 372 ± 16 Tage; sie war bei Groß- und Normaleseln mit 375,9 ± 5,7 bzw. 385,8 ± 20,7 Tagen länger als bei Minieseln (357,4 ± 5,7 Tage, p < 0,05) und wies eine negative Korrelation (p = 0,043) zum Alter der Stute auf. Die P4-Werte schwankten in der 2.–5. Trächtigkeitswoche (TW) zwischen ca. 12 und 35 ng/ml, wonach sich bei acht Stuten die Anbildung der Copora lutea auxiliaria (CLA) durch einen steilen Anstieg der P4-Konzentration auf ca. 40–110 ng/ml in der 12.–17. TW zeigte. Der nachfolgende Abfall führte zu Werten zwischen 5 und 16 ng/ml bis zur ca. 46. Woche. Bei den meisten Stuten kam es zu einem geringen Anstieg zur Geburt. Die GE-Konzentrationen lagen bis zur 6. TW bei < 1 ng/ml, stiegen danach auf ca. 600–2700 ng/ml in der Mitte der Gravidität und fielen auf ca. 1–20 ng/ml in den letzten beiden TW ab. Der Verlauf von E und ES war mit p < 0,0001 korreliert, die E-Konzentration war bis zu 1000-mal niedriger als die von ES. Aus den Hormonverläufen er gaben sich keine eindeutigen Hinweise auf die beobachteten klinischen Auffälligkeiten. Schlussfolgerung: Der Verlauf der P4-Konzentration entspricht weitgehend der Situation beim Pferd. Bei den Östrogenen fehlt der beim Pferd charakteristische Anstieg von ES in Verbindung mit der Anbildung der CLA, ansonsten ergibt sich eine weitgehende Übereinstimmung. Rassespezifische Unterschiede zeigten sich nur bezüglich der Trächtigkeitsdauer. Klinische Relevanz: Die hormonelle Graviditätsdiagnostik beim Esel konnte auf eine solide Basis gestellt werden. Eine GE Konzentration > 5 ng/ml lässt mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine vorliegende Gravidität schließen. Ein hormonelles Graviditätsmonitoring als präventive Maßnahme ist derzeit noch nicht möglich.