Der Mythos vom Mythos von Superman

Superheld*innen – Gottheiten der Gegenwart?

“…Metatheoretische Diskurse, also Arbeiten über Diskurse über das Superheld*innennarrativ wie z. B. die Studie über den Mythos vom Mythos von Superman von Frahm (2018), 9. Die Vielzahl popkultureller Referenzen auf das Superheld*innenphänomen, wodurch sich insbesondere die Orientierungsreichweite dieses Phänomens darstellt (Hatfield et al 2013, Trummer 2011 Im Folgenden soll ausgehend von Kralemanns Ansatz zur Erschließung des begründeten Möglichen (Kralemann 2011) -in Abgrenzung zum bloß spekulativ Möglichen, von Kralemann konzipiert als konstitutives Element von Bildung und daher für eine genuin pädagogische Perspektive anschlussfähig -, basierend auf der reflexiven Rekonstruktion invarianter Ordnungsstrukturen, dieses Konzept präsentiert und in den Kontext hermeneutischen Denkens eingeordnet werden, das hier ebenfalls als eine verstehende Erschließung des Möglichen ausgelegt wird.…”

“…6 Der Begriff Superman taucht zuerst in Man and Superman, einem Drama in vier Akten, von George Bernard Shaw (1903) auf, dort mit deutlichen Bezügen zu Nietzsches Übermensch und zur Eugenik (Gavaler 2018), und wurde auch von James Joyce (1922) in Ulysses verwendet, wobei es keine Hinweise darauf gibt, das Siegel und Shuster diese Werke kannten (Nehrlich 2018). Dennoch sind konzeptuellen Parallelen zwischen Nietzsches Übermenschen und den Superheld*innen deutlich erkennbar (Frahm 2018, Bogaerts 2013, Fleming 2006, insbesondere im Hinblick auf die Ideen von Autonomie und Transgression (vgl. Kap.…”

“…(Brooker 2013, S. 70) Und es kann konstatiert werden, dass »diese Massenliteratur eine Überredungs-und Überzeugungskraft gewonnen hat, die nur mit jener der großen, von einer ganzen Gemeinschaft geteilten mythologischen Entwürfe vergleichbar ist«(Eco 2018, S. 278). So formuliert Eco in seinem »epochalen Essay aus dem Jahr 1962«(Frahm 2018) über den Mythos von Superman, der maßgeblich und grundlegend war -und noch immer ist -für einen ernstzunehmenden mythentheoretischen Diskurs über Superheld*innen(Hatfield 2013), die »These, Superman sei nichts anderes als eines der pädagogischen Werkzeuge dieser Gesellschaft [zur Reproduktion bestehender Ordnung], um von dem Gedanken eines Programms der Selbstverantwortung abzulenken«(Eco 2018, S. 288). Dieses Muster, das darauf abzielt, Individuen unter einer gemeinsamen Wertestruktur zusammenzuführen, zeigt sich nicht nur bei Superman.Und auch wenn dieses Phänomen von Eco in höchst massenkulturkritischer Weise aufgezeigt wird, so ist für die hiesige Argumentation entscheidender, dass Eco im Superheld*innenphänomen der Gegenwart ein weiteres zentrales Merkmal des Mythischen identifiziert, nämlich die Sehnsucht nach Abgabe von Selbstverantwortung.…”

“…Das sind die Fragen, die unmittelbar entstehen in der Auseinandersetzung mit dem Superheld*innennarrativ. Wie eine Superheld*innengeschichte in Anbetracht von Ängsten und Krisen den Prozess der Selbstvergewisserung unterstützen kann, illustriert folgendes Beispiel: Bei den folgenden Ausführungen ist stets der unterschiedliche Sprachgebrauch des Mythosbegriffes in Amerika (eher weit wie exemplarisch bei Eco (2018)) und Europa (eher eng wie exemplarisch bei Lorenz (2018)) zu berücksichtigen(Fuchs 2018), woraus sich ergibt, dass in den englischsprachigen Diskursen die Mythisierung des Superheroischen sehr etabliert ist, wohingegen der europäische und der deutschsprachige Diskurs immer wieder kritische Positionen dazu einnehmen(Frahm 2018), auch wenn hierbei eine versöhnliche Annäherung zu verzeichnen ist. »Obwohl eine mythologische Herangehensweise an die Superhelden fast ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint, erlaubt die heutige Lage dem Genre der Superheldenerzählung dennoch, auf der Skala der weltweiten soziokulturellen Werte einen nie dagewesenen, fast mythischen Status zu erlangen« (Lorenz 2018, S. 505).…”