des Lesens-die nicht nur das Lesen eines Textes meint, sondern auch das sogenannte Lesen eines Gemäldes oder einer Stadt-könnte darin bestehen, seitlich zu lesen, den Text gleichsam aus der Schräglage heraus zu betrachten.« Georges Perec 1 Lesen. Auch so eine Sache, über die wir, die Über-Alphabetisierten, nicht mehr nachdenken, weil wir es gewohnt sind, die Zeichen zu verarbeiten, ohne je auf sie zu achten. Will man dem Lesen erneut eine kritische Funktion zurückgeben, muss man allerdings damit beginnen, über die Buchstäblichkeit des Buchstabens nachzudenken und damit auch, sich daran erinnern, dass es Leser schon dann gab, als Bücher noch längst nicht in Sicht waren. Leser vor jedwedem Buch gleichsam, ja vielleicht sogar Leser vor jedwedem Buchstaben. Denn auch sie sind Leser: der steinzeitliche Jäger, der im Wald die Ausscheidungen der Tiere liest, der babylonische Astronom, der die Sternkarten prüft, der hawaiische Fischer, der die Hand ins Wasser hält, um die Meeresströme zu lesen, oder der blindlings den Körper der Geliebten entziffernde Liebhaber. Schließlich lernen wir nicht nur Texte lesen, sondern auch Partituren, Gemälde, Spielkarten, Tanznotationen, Furchen, Strudel, verräterische Gesten oder Träume. 1 2 Was dieses Lesen von dem anderen, dem diskursiven, unterscheidet, ist sein ganz und gar unsicherer Ausgang. Denn welcher Syntax entspräche ein Gesichtsausdruck? Welcher Semantik die Wolken? Über die Bedeutung der Wörter kann man unterschiedlicher Meinung sein-hierin liegt der Sinn der Hermeneutik-, das ihnen