Das Tourette-Syndrom und dessen Abgrenzung zu wichtigen Differenzialdiagnosen

Abstract

Definition und EpidemiologieBeim Gilles-de-la-Tourette-Syndrom (GTS) handelt es sich um eine komplexe neuropsychiatrische Spektrumstörung, die den Entwicklungsstörungen zugerechnet wird. Sie ist nach den ICD-10-Kriterien und DSM-V-Kriterien definiert durch das Vorkommen mehrerer motorischer Tics und mindestens eines vokalen Tics über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr mit einem Beginn vor dem 18. Lebensjahr (▶ Tab. 1) [1-3]. Davon abzugrenzen sind eine chronische motorische Tic-Störung (Fehlen vokaler Tics), eine chronische vokale Tic-Störung (Fehlen motorischer Tics) sowie eine transiente Tic-Störung (Dauer der Tic-Störung weniger als 1 Jahr) [1, 3]. Vorübergehend auftretende Tics kommen bei vielen ansonsten gesunden Kindern vor; ihnen kommt per se dann kein Krankheitswert zu [4]. Bei der chronischen motorischen Tic-Störung sind die Tics sowie Häufigkeit und Schwere psychiatrischer Komorbiditäten meistens geringer ausgeprägt als beim Tourette-Syndrom [4].Mit einer Prävalenz, die je nach Literatur zwischen 0,3 und 1% angegeben wird, handelt es sich beim Tourette-Syndrom um eine der häufigsten neuropsychiatrischen Störungen. Jungen sind etwa 3-mal so häufig betroffen wie Mädchen; bei Erwachsenen ist das Geschlechterverhältnis ausgewogener [1,5,6]. MerkeDas Auftreten von Tics im Kindesalter ist häufig. Im Großteil der Fälle kommt diesen jedoch kein Krankheitswert zu. Klinik Motorische und vokale TicsAls Tics werden kurze, plötzlich auftretende, wiederholte Bewegungen oder Laute bezeichnet, die Bruchstücke von Bewegungen bzw. Äußerungen darstellen, im Kontext unpassend erscheinen und keinem besonderen Zweck dienen [1, 3]. Es werden nach ihrer Qualität vokale und motorische Tics sowie nach ihrer Komplexität einfache und komplexe Tics unterschieden [1]. Während einfache Tics kurze, umschriebene Bewegungen nur eines Körperteils darstellen, sind bei komplexen motorischen Tics verschiedene Muskelgruppen

Cognitive and Neural Mechanisms of Behavior Therapy for Tics: A Perception–Action Integration Approach

“…Tics can be temporary and frequently go partly unnoticed in childhood as they often subside without treatment; however, in some individuals, tics can cause disability [9]. In the past few decades, numerous treatment approaches for tic disorders have been Biomedicines 2023, 11, 1550 2 of 14 developed and studied, including psychoeducational and pharmacological approaches, with a particular focus on behavioral interventions [10].…”