Einleitung"Die Reformation der Stadtmauer" -der Titel des vorliegenden Aufsatzes zielt direkt auf das Zentrum des hier behandelten Themas ab, nämlich die bislang kaum bekannten Wechselwirkungen zwischen reichsstädtischer Reformation und reichsstädtischen Befestigungsanlagen in Oberschwaben. Die Reformation berührte die Stadtmauer in zweifacher Weise, so die These dieses Beitrags: Zum einen wurden die im alten Glauben verwurzelten Bildprogramme der Stadttore umgestaltet oder entfernt, um der neuen protestantischen Bildauffassung zu genügen. Zum anderen waren es die prekären politischen Verhältnisse, in denen sich die jungen evangelischen Gemeinwesen befanden, die einen Ausbau der städtischen Verteidigungsanlagen geboten lassen schienen. Diese Vorgänge fielen zusammen mit umwälzenden Neuerungen im Befestigungswesen, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Antwort auf die immer effektiver werdenden Feuerwaffen entwickelt wurden und die Genese der frühneuzeitlichen Festungsbauarchitektur anstießen. Im Folgenden sollen also die Rückwirkungen der (oberdeutschen) Reformation auf die kultischen und technisch-praktischen Funktionen der Stadtbefestigungen untersucht werden 1 .Zunächst gilt es am Ulmer Beispiel Aspekte der Bilderentfernung näher zu betrachten, die beispielsweise das Herdbrucker-und noch weitere Stadttore betroffen haben und weder von der allgemeinen Reformations-wie auch der lokalen 1