ZusammenfassungDer vorliegende Beitrag untersucht die kulturelle Innovationstätigkeit staatlicher deutscher Theater am Beispiel des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW). Während bisherige Diagnosen, einschließlich die sozialstrukturell geprägte Publikumsforschung, die Nachfrageseite in den Mittelpunkt stellen und dabei vor allem den stetigen Rückgang und die Alterung des Publikums diagnostizieren, geht unsere Analyse auf die Angebotsseite ein, insbesondere die Zahl von Ur- und Erstaufführungen und ihre Übernahme ins Repertoire. Der Beitrag zeigt, dass die bisherigen Anstrengungen der kommunalen und landeseigenen Theater, die Anzahl der Spielstätten und der dort aufgeführten Stücke zu erhöhen, nicht ausgereicht haben, um den Rückgang des Publikums zu stabilisieren. Gleichzeitig werden nur wenige neue Stücke auf den Spielplan gesetzt, von welchen sich noch weniger langfristig im Repertoire etablieren können. Unseren Ergebnissen zufolge wird der Theatersektor seine Erneuerungsfähigkeit nur sichern können, wenn eine Verschiebung hin zu deutlich mehr neuen Stücken erfolgt, die neues Publikum anziehen. Ein für Erneuerung grundsätzlich günstiger institutioneller Kontext ist der dezentrale Wettbewerb, der den Theatersektor in NRW prägt.