Zusammenfassung
Ziel: Anhand einer retrospektiven Untersuchung wurde überprüft, inwieweit der routinemäßige Einsatz des Röntgenthorax auch bei Low-risk-Patienten trotz der hohen Sensitivität des Tumormarkers Thyreoglobulin sinnvoll ist. Methode: Es wurden die Krankengeschichten von 609 Patienten mit einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom ausgewertet. Bei 50 Patienten wurde eine pulmonale Metastasierung diagnostiziert. Der Thyreoglobulinwert zum Zeitpunkt der Diagnosestellung der pulmonalen Metastasierung wurde mit dem Befund des Röntgenthorax und der vorhandenen weiteren Diagnostik, wie der lod-131-Ganzkörperszintigraphie und CT des Thorax, soweit vorhanden, verglichen. Ergebnisse: Die gefundene Sensitivität des Röntgenthorax im Nachweis von Lungenmetastasen lag mit 52% unterhalb der Sensitivität der 131 -lod-Ganzkörperszintigraphie (64%), der Thorax-CT (82%) und der Sensitivität des Thyreoglobulins unter Suppressionsbedingungen (86%). Bei Patienten mit papillärem Schilddrüsenkarzinom der Tumorstadien I und II entwickelte nur ein Patient im Verlauf eine Lungenmetastasierung. Der Nachweis von Lungenfiliae nur mit Hilfe des Röntgenthorax bei einem Thyreoglobulinwert unter der Nachweisgrenze ist in einer solchen Low-risk-Gruppe sehr selten (berechnete Wahrscheinlichkeit: 1:4000) und mit erheblichen Kosten verbunden. Schlußfolgerung: Der routinemäßige, lebenslange Einsatz des Röntgenthorax ohne Rezidivverdacht (z. B. Thyreoglobulin positiv) ist für Low-risk-Patienten zu überdenken.