ZusammenfassungKönnen virtualisierte Erhebungen rezeptionsbegleitend gemessener Kandidatenbewertungen in Echtzeit über das Internet valide und reliable Daten generieren? Seitdem Reinemann et al. vor 15 Jahren die Reliabilität und Validität von sogenannten Real-Time-Response-Messungen (RTR) mit physischen Eingabegeräten in laborexperimentellen Erhebungssettings in dieser Zeitschrift belegt haben, hat die Messtechnik eine weitreichende Veränderung erfahren, die durch die Virtualisierung ihres Instrumentariums gekennzeichnet ist. Allerdings liegen bislang kaum methodologische Erkenntnisse über den grundlegenden Wandel dieser Schlüsseltechnik vor. Der hier vorliegende Beitrag untersucht deshalb anhand von drei Fernsehduellen zu Landtagswahlen in Deutschland, inwiefern Daten, die mit einem virtualisierten Messinstrument der RTR-Messung in einer Feldstudie erhoben wurden, etablierten Standards der Datenqualität entsprechen. In unserer Analyse finden wir deutliche Belege für die Validität des Messverfahrens. Darüber hinaus zeigt unser Beitrag, dass diese neuartige Form der Erhebung von Echtzeitreaktionen reliable Daten mit einer hohen internen Konsistenz generieren kann, wenngleich die Befunde in Teilen ambivalent bleiben. Wir schlussfolgern, dass die Virtualisierung des RTR-Messinstrumentariums einen komplementären Ansatz zu den dominierenden Erhebungen mit laborexperimentellen Forschungsdesigns etabliert, wodurch die Analyse von Publikumsreaktionen auf landespolitische TV-Duelle in natürlichen Rezeptionssituationen zugänglich und die technische Implementierung von RTR-Studien über das Internet auch in Zeiten der COVID-19-Pandemie gewährleistet wird.