Zusammenfassung
Hintergrund
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat unter der COVID-19-Pandemie rasant zugenommen. Bislang fand Hörtraining nach Cochleaimplantation meist Face-to-Face statt, doch die Kontaktvermeidung erschwert diesen Therapieansatz.
Material und Methoden
Insgesamt 42 erwachsene Cochleaimplantat(CI)-Träger im Alter von 53,8 (±15,6) erhielten 1×/Woche über 5 Wochen Videotherapie im Rahmen der Folgetherapie nach Cochleaimplantation. Nach jeder Therapieeinheit erfolgte eine Dokumentation hinsichtlich des Ablaufs und der Therapieinhalte. Nach Studienende wurden neben einer Kosten-Nutzen-Analyse das Konzept und die Benutzerfreundlichkeit anhand der System Usability Scale (SUS) und eines eigenen Abschlussfragebogens zur Videotherapie sowie die Therapeuten-Patienten-Beziehung mit der Skala Therapeutische Allianz – Revised (STA-R) sowohl von Patienten als auch von Therapeuten bewertet.
Ergebnisse
Gleichermaßen hoch schätzten beide Usergruppen die Benutzerfreundlichkeit ein (87,9 vs. 93,0). Trotz des fehlenden persönlichen Kontakts wurde die therapeutische Allianz sehr positiv angesehen (87,8 % vs. 84,8 %). Die therapeutischen Bedürfnisse der Patienten konnten in 47,6 % vollständig durch die Videotherapie abgedeckt werden. Der größte Vorteil für die Patienten lag in der Zeit- und Kostenersparnis. Für die Rehabilitationseinrichtung entstanden zunächst mehr Kosten aufgrund einer längeren Therapievorbereitung. Auch traten in > 75 % der ersten Therapieeinheiten technische Probleme auf. Langfristig war die Durchführung der Therapie hierdurch nicht beeinträchtigt.
Schlussfolgerung
Videogestütztes Hörtraining wird als nützlich beurteilt und auch zukünftig gewünscht. Ob die positiv erlebte therapeutische Allianz auch über einen längeren Therapiezeitraum aufrechtzuerhalten sein wird und wie effektiv Videotherapie ist, bedarf weiterer Studien.