Hintergrund: Die Selentherapie ist ein populäres und breit angewandtes komplementäres Therapieverfahren in der Onkologie. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, den Bedarf und die Indikation einer Selentherapie nach Therapie eines Postatakarzinoms zu evaluieren. Methoden: 295 konsekutive Patienten nach radikaler Prostatektomie wurden bezüglich allgemein anamnestischer, onkologischer und verhaltenstypischer Kriterien evaluiert und der Substitutionsbedarf über eine Bestimmung des Selenspiegels mittels Graphitrohr- Atomabsorptionsspektroskopie ermittelt. Ergebnisse: Der mittlere Selenspiegel war niedrig und betrug 103,4 (72,9–142,1) mg/l. Es zeigten sich Korrelationen zwischen niedrigem Selenspiegel und lokal fortgeschrittenen Tumorstadien, positivem Lymphknotenstatus, chronischem Nikotin- und Alkoholabusus und einer chronischen Mehrfachmedikation. Schlussfolgerung: Aufgrund nachgewiesener niedriger, suboptimaler Selenspiegel bei 96,3% der untersuchten Patienten und der bekannten Bedeutung einer ausreichenden ein optimal funktionierendes Immunsystem wird eine gezielte Selensubstitution im Kontext ernährungsmedizinischer Interventionen und der Beeinflussung verhaltensbedingter Risikofaktoren in der Komplementärtherapie des Prostatakarzinoms empfohlen.