Zusammenfassung
Hintergrund
Viele Diabetespatienten erreichen keine optimale glykämische Einstellung. Eine Verbesserung der Therapie könnte durch genetische Informationen erzielt werden. Es ist unklar, ob die Studienlage zu den neuen Glukosespiegelsenkern GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA [GLP: „glucagon-like peptide 1“]), DPP-4-Inhibitoren (DPP-4‑I [DPP: Dipeptidylpeptidase]) und SGLT-2-Inhibitoren (SGLT-2‑I [SGLT: Natrium-Glukose-Kotransporter [„sodium glucose linked transporter“]]) ausreicht, um genetische Auswirkungen auf den Therapieerfolg abzuschätzen.
Fragestellung
Es sollte geklärt werden, welche pharmakogenetischen Studien zu neuen Glukosespiegelsenkern bereits vorliegen und welche Evidenz sich in Bezug auf eine personalisierte Therapie ableiten lässt.
Material und Methoden
Mittels einer Literaturrecherche in PubMed® wurden Studien gesucht, in denen der Einfluss von genetischen Polymorphismen auf die metabolische Wirkung von GLP-1-RA, DPP-4‑I und SGLT-2‑I bei Patienten mit Typ-2-Diabetes analysiert worden war.
Ergebnisse
Bis Juli 2022 lagen 14 Studien zu DPP-4‑I, 9 Studien zu GLP-1-RA und 7 Studien zu SGLT-2‑I vor. Für den GLP-1-Rezeptor wurden Genvarianten gefunden, die bei einer Therapie mit DPP-4‑I oder GLP-1-RA zu einer geringeren Senkung des HbA1c (Glykohämoglobin) führten. Weitere Assoziationen zwischen Genvarianten und dem Ansprechen auf DPP-4‑I oder GLP-1-RA wurden beschrieben (ABCB1 [„ATP binding cassette subfamily B member 1“ [ATP: Adenosintriphosphat]], CTRB1/2 [Chymotrypsinogen B1 bzw. B2], NAT2 [N-Acetyl-Transferase 2], TCF7L2 [„transcription factor 7 like 2“]), wobei es sich aber nur um Einzelstudien ohne Replikation handelte.
Das Ansprechen auf eine Therapie mit SGLT-2‑I wurde durch die untersuchten Polymorphismen nicht klinisch relevant verändert.
Schlussfolgerungen
Die bisher vorliegende Evidenz zur Pharmakogenetik neuer Glukosespiegelsenker reicht nicht aus, um daraus Empfehlungen im Sinne einer personalisierten Therapie abzuleiten. Eine verstärkte Berücksichtigung routinemäßig erhobener klinischer Parameter könnte einen Zwischenschritt auf dem Weg zur Präzisionsmedizin darstellen.