Chronisch entzündliche Erkrankungen des Kolons und des Rektums

Abstract

Die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn sind Erkrankungen mit einem erhöhten Krebsrisiko. Bei der Colitis ulcerosa ist das Entartungsrisiko vom Ausmaβ des Befalles und vom Alter des Patienten zur Zeit der Diagnosestellung abhängig. Bei Patienten mit einer Pankolitis oder linksseitigen Kolitis, die zur Zeit der Diagnose jünger als 40 Jahre alt sind, liegt das Entartungsrisiko erst nach 15 bis 20 Jahren signifikant über dem der Normalbevölkerung. Anders bei Patienten, die zum Zeitpunkt der Diagnose alter als 40 Jahre sind. Bei diesen Patienten liegt bereits nach zehn Jahren ein vergleichsweise höheres Krebsrisiko vor. So kommt es z.B. 15 Jahre nach Auftreten einer Pankolitis, die vor dem 40. Lebensjahr begann, bei 3% zu einem Karzinom. Bei Krankheitsbeginn nach dem 40. Lebensjahr liegt jedoch 15 Jahre nach Auftreten der Pankolitis bereits bei 12% der Patienten ein Karzinom vor. Entsprechende koloskopische Kontrollen mit Biopsien sind zur Abschätzung des individuellen Entartungsrisikos daher zehn bis 15 Jahre nach Krankheitsbeginn regelmäβig durchzuführen. Endoskopisch imponieren Kolitisassoziierte Karzinome oder verdächtige Läsionen meist als Strikturen und als plaqueähnliche oder polypoide Bezirke. Gröβere oder ulzerierte Tumore sind selten. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa war das erhöhte Krebsrisiko bei Patienten mit einem Morbus Crohn bis vor einigen Jahren nicht gesichert. Crohn-assoziierte Karzinome können im Dunn- und Dickdarm vorkommen. Besonders gefährdet scheint der Bereich von Fisteln, Strikturen und blinden Schlingen nach Bypassoperationen zu sein. Ob eine routinemäβige Kontrolle solcher Patienten sinnvoll ist, muβ erst durch prospektive Studien oder zumindest durch mehr klinische Erfahrung mit solchen Patienten belegt werden.