Chemische Technik im Gebiet der fünften Dezimale

Abstract

J a h r g a n g , N r . 35, S,eiten 7 1 9 + 7 3 0 , 2 8 . A u g u s t 1 9 3 7Is Ihr Vorstand mich aufforderte, in dieser festlichen A Stunde zu Ihnen uber die Technik im Bereich der fiinften Dezimale zu sprechen, habe ich mir aus meiner eigenen Umwelt heraus etwas zurechtgezimmert, was dem entsprechen konnte. Als ich dann die ganze Vortragsreihe Ihrer Tagung iiberblicken konnte, erschrak ich; denn ich fand Namen, deren Trager, gestutzt auf ihre eigene groBe Forschererfahrung, weit eher berufen gewesen wiiren, jetzt an dieser Stelle zu stehen. Ich mul3te dann weiter feststellen, da13 Themen behandelt werden, die sicher als Teilgebiete des mix zugewiesenen Gegenstandes anzusehen sind, und so sehe ich meine Aufgabe darin, ein kleines Vorspiel fiir die wissenschaftliche Tagung zu liefern. Erst wenn sich danach der Vorhang hebt, kommen die wirklichen Akteure, beginnt die Handlung.Die Technik der fiinften Dezimale ist keineswegs ein durch eine bestimmte Arbeitsweise festumrissenes Gebiet ; ebensowenig aber handelt es sich um eine blol3e Wortbildung, geschaffen, um einen Vortragstitel zu gewinnen. Sie besteht, sie ist weit verzweigt, aber, nicht einheitlich abgegrenzt . Sie ist sozusagen das U m k e h r v e r f a h r e n d e r S p u r e n s u c h e , das verdichtete Nichts, aus dem Werte geschaffen wurden und werden. Man darf sagen, grol3e Werte, wobei es gleichgiiltig ist, was man gerade unter Wert verstanden wissen will, geistige Leistungen, hohe Dividenden oder Veranderungen im Bezirke der Kultux und Zivilisation. Diese Technik ist nicht nur die Kunst, das Nichts so lange anzureichern, bis daraus ein brauchbares Etwas geworden, sondern auch die, durch Hinzufiigung einer Spur viillige Wesenswandlungen im Stofflichen zu vollbringen, also Wertschaffung aus dem Nichts, wie auch aus seiner richtigen Verteilung. Erstaunlich, da13 die Finanzminister unserer Zeit nicht in die hohe Schule dieser Technik geschickt werden.In dem halben Jahrhundert, in dem nun der Verein Deutscher Chemiker aufs innigste mit der Entwicklung der deutschen Chemie verbunden ist, spielen die Analyse, die Erforschung der Materie und Synthese, und der Aufbau der Materie aus ihren Elementen eine so iiberragende Rolle, daB es kaum noch moglich ist, hierzu etwas zu sagen, was dieser Stunde wiirdig ware, worauf nicht schon das ganze Augenmerk der Fachwelt wie der breiten offentlichkeit sich gerichtet hatte. Nicht ganz so in der Blickrichtung alleraber, wie ich zu zeigen hoffe, ebenso stark verbunden mit der Geschichte des VDChhat sich in der gleichen Zeit aus den Keimen heraus eine andere technische Entwicklung zu bereits beachtenswerter Hohe vollzogen, die, um das Wort WakEens zu gebrauchen, von der , ,Uberchemie" ausgehtl), Gespenstisch wies die Spurensuche auf das Vorhandensein von Materie hin, deckte Eigenschaften von Dingen auf, die nicht greifbar waren, die gleichsam als Mythos der Wissenschaft ein ewig sagenhaftes Dasein fiihren sollten. Schatze lagen im Verborgenen, zwar nicht von Drachen bewacht, aber von einer Tarnkappe unsichtbar gemacht. Da wa...