Buchbesprechungen / Book Reviews

Abstract

■ buchbesprechungen/book reviews Wilfried von Bredow, Grenzen. Eine Geschichte des Zusammenlebens vom Limes bis Schengen, Darmstadt: Theis 2014, 192 S., Euro 39,95 (ISBN 978-3-8062-2894 Der Verf. hat ein gut lesbares, populärwissenschaftliches Buch über Grenzen mit zahlreichen Illustrationen vorgelegt. Das war jedoch nicht das Ziel des Politikwissenschaftlers Wilfried von Bredow. Ausweislich des Buchendes hatte er sich vorgenommen, seine »Ergebnisse zur Grenzforschung als Sachbuch für ein größeres Publikum zu prä-sentieren« (S. 187). Obwohl von Bredow auf dem Gebiet der Grenzregionenforschung eher unbekannt ist, gibt er an, sich seit vielen Jahren mit dem Thema Grenzen in der Politik beschäftigt und darüber unterrichtet zu haben.In der Einleitung stellt von Bredow fest, dass man auf »das Phänomen der Grenze« in allen möglichen Lebensbereichen stoße. Der Autor möchte dieses Phänomen auf interdisziplinäre Art und Weise erklären, indem er sich historischer, geographischer und anthropologischer Einsichten bedient. Zurecht bemerkt er, dass es »weniger die Grenzen selbst sind, die ein Schicksal haben, als vielmehr die Menschen, die mit ihnen in Berührung kommen« (S. 13). Von Bredow behandelt europäische, amerikanische, afrikanische und asiatische Grenzen. Im ersten Kapitel deutet er auf den ambivalenten Charakter von Grenzen hin: Einerseits fungieren Grenzen als Übergänge, andererseits werden durch sie Schutzfunktionen geschaffen. Das Unterkapitel über »natürliche« Grenzen geht dem Konzept nicht kritisch genug nach. Es wird nicht erläutert, dass es ursprünglich keine natürlichen Grenzen gegeben hatte; vielmehr wurden diese von der Geopolitik künstlich hergestellt. Im zweiten Kapitel behandelt der Verf. Imperiumsgrenzen, Kolonialgrenzen und Grenzkonflikte in modernen Staatensystemen. Das dritte Kapitel widmet sich Mauern, Zäunen und eisernen Vorhängen. Leider wird die über 40 Jahre symbolmächtigste Grenze -der »Eiserne Vorhang« jenseits der deutschdeutschen Grenze, etwa die Grenze zwischen Österreich und Ungarn -nicht vollständig behandelt. Von Bredow beschreibt, wie die anfangs noch relativ durchlässige Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten nach und nach hermetisch abgeriegelt wurde. Die Flucht in den Westen sollte unterbunden werden. Das vierte Kapitel bildet eine Mischung aus den Problemkomplexen »Deutschlands Rolle in Europa« und »europäischen Grenzregionen«. Als ein Beispiel kündigt Verf. an, die deutsch-polnische Grenzregion thematisieren zu wollen. Aber in dem entsprechenden Abschnitt schildert er lediglich die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen. Im fünften Kapitel wird zuerst der »Frontier-Mythos« erläutert, danach einerseits das Beispiel einer »guten Grenze« (USA -Kanada), andererseits das einer »bösen Grenze« (USA -Mexico) thematisiert. Interessant ist das siebte Kapitel, in dem von Bredow das »Komplementärphänomen zu Grenzen« (S. 123), nämlich das Schmuggeln von Waren, Menschen und Informationen beschreibt. Schmuggel als Gelegenheit oder als Lebensform ist in beinahe allen Grenzregionen prä...