Die perinatale Mortalität hat sich in den letzten 15 Jahren in erster Linie durch Reduzierung der Neonatalsterblichkeit erheblich verringert. Über 70% der Neonatalsterblichkeit ist Folge der Frühgeburtlichkeit. Sie beträgt in Deutschland gleichbleibend ca. 7%. Insbesondere die kleinen Frühgeborenen haben zunehmend eine eindeutig bessere Überlebenschance. Der Grund hierfür ist in erster Linie als Erfolg der modernen Perinatalmedizin mit Zentralisierung von Hochrisikogeburten in entsprechenden Zentren und in der Entwicklung der neonatalen Intensivmedizin zu sehen.
Vorbemerkung• In der Perinatalmedizin werden Therapien häufig in definiertenZeiträumen der Schwangerschaft durchgeführt. Deshalb ist eine ᭤ präzise Bezeichnung des Gestationsalters unbedingt notwendig. Die Zeitangaben erfolgen, den internationalen Gepflogenheiten entsprechend, in abgeschlossenen Wochen und Tagen; Beispiel: Am zweiten Tag der 28. Schwangerschaftswoche beträgt das Gestationsalter 27 Wochen und einen Tag (27+1 SSW).
Pathophysiologie vorzeitiger WehenFür die Aufrechterhaltung des Ruhezustandes des Myometriums in der Schwangerschaft ist ein labiles Gleichgewicht verantwortlich. In Abhängigkeit von der zugrundeliegenden Pathologie können verschiedene zelluläre Reaktionen in der fetoplazentaren Einheit am Anfang einer Kette von biochemischen Reaktionen stehen, die zu regelmäßigen Kontraktionen des Myometriums führen: Eine aszendierende Infektion mit bakterieller Invasion des Amnions und Chorions, die auf die Dezidua übergreift, ist eine der Hauptursachen für vorzeitige Wehen mit oder ohne vorzeitigen Blasensprung. Hier spielen ᭤ Zytokine und ᭤ Prostaglandine eine wesentliche Rolle. Vaskuläre uteroplazentare Veränderungen, die zu Ischämien im Bereich der Plazenta und zu retroplazentaren Blutungen führen können, sind weitere mögliche Ursachen vorzeitiger Wehen. Hier spielen ᭤ Lipidperoxidationsprodukte eine wesentliche Rolle. Kortikotropin-Releasing-Hormon, das bei chronischem mütterlichem und fetalem Stress durch den Trophoblasten freigesetzt wird, wirkt parakrin auf Amnion, ᭤ Präzise Bezeichnung des Gestationsalters Eine Hauptursache vorzeitiger Wehen ist eine auf die Dezidua übergreifende aszendierende Infektion. ᭤ Zytokine ᭤ Prostaglandine ᭤ Lipidperoxidationsprodukte Gynäkologe 2000 · 33:442-449 Die Beiträge der Rubrik "Weiterbildung" sollen dem Stand des zur Facharztprüfung für Gynäkologen entsprechen und zugleich dem Facharzt als Repetitorium dienen. Die Rubrik beschränkt sich auf klinisch gesicherte Aussagen zum Thema.