Beurteilung synthetisch erzeugter vokalartiger Klänge durch deutschsprachige Hörer

Abstract

Die Übermittlung sprachlicher Signale vom Sprecher zum Hörer kann als dreigliedriger Prozeß aufgefaßt werden: Erzeugung der Sprachlaute, Transport der strukturierten Zeichen und letztlich ihre Auffassung. Das Interesse der Phonetik an den drei Phasen des Prozesses war im Verlauf ihrer Geschichte unterschiedlich. Zuerst wandte sie sich der Genese der Sprachlaute zu. Später, als elektroakustische Hilfsmittel zur Verfügung standen, verlagerte sich das Schwergewicht der Forschung in zunehmendem Maße auf die Enträtselung der akustischen Struktur der Sprachlaute und die Bedingungen für deren Übertragung. Gegenwärtig ist die Tendenz zu beobachten, daß mehr und mehr die Art und Weise der Auffassung von Sprachlauten in den Mittelpunkt rückt [1].Erst durch die Einbeziehung der neuesten Entwicklung auf dem Gebiet der Sprachsynthese ist die Forschung in die Lage versetzt worden, die Bedingungen für die Auffassung von Sprachlauten unabhängig von der Wirkung der übrigen Glieder des Sprachübermittlungsprozesses im Experiment zu untersuchen [2]. Wenn das vom Hörer aufzufassende sprachähnliche Klangprodukt synthetisch erzaugt wird, können alle möglichen Parameter für seine Struktur zahlenmäßig beschränkt sowie unabhängig voneinander und nach dem Willen des Experimentators verändert werden. Die Untersuchung wird damit vom Menschen als dem natürlichen Produzenten von Sprache und seinen individuellen Eigenarten unabhängig. Mit Hilfe der Synthese sprachähnlicher Klänge lassen sich bestimmte Fragestellungen der Auffassung von Sprache durch den Hörer gezielt untersuchen. Bedeutung der VersucheDie Ergebnisse von Experimenten, über die hier berichtet werden soll, sind ein Beitrag zu dem Problem, wie sprachliche Signale durch den Hörer dekodiert werden. Allgemein hat der Perzipient die Aufgabe, aus sprachlichen Signalen den Inhalt einer Nachricht zu entnehmen und den Gedanken, den der Sprecher formuliert hat, zu rekonstruieren.Der Perzipient stützt sich dabei auf die Tatsache, daß die akustischen Signale analysierbar sind. Mit Hilfe der kleinsten Struktureinheiten, der Laute, gewinnt er seine Informationen. Daß für die Informationsgewinnung auch die Lautübergänge eine sehr große Rolle spielen, soll erwähnt sein, bei dieser Betrachtung