Berichte

Abstract

BERICHTE HARUO NITTA, MITSUYO ONO, NOBUYUKI MATSUO, KAZUO NAKAJIMA, AKIHIKO FUJII, YASUHIRO KUDO, HIROYUKI TAKADA BERICHT ÜBER DIE TAGUNG FRÜHNEUHOCHDEUTSCHFORSCHUNG IN JAPAN VOM 23. 5. 1992 IN TOKYO Zusammengestellt von Klaus J. Mattheier Im Zusammenhang mit der 46. Tagung der Japanischen Gesellschaft für Germanistik fand am 23. Mai 1992 an der Waseda Universität in Tokyo eine Tagung mit dem Thema ,Frühneuhochdeutsch -Sprachnormen und Sprachvarietäten' statt. Wichtigstes Anliegen dieser Tagung war die Aufarbeitung des neuesten Forschungsstandes in der Frühneuhochdeutschforschung, die in Japan in ihren verschiedenen Aspekten bisher noch kaum bekannt ist. Von den klassischen Arbeitsgebieten der Forschung im Bereich der deutschen Sprachgeschichte unterscheidet sich die Frühneuhochdeutschforschung in zweierlei Weise: einmal durch ihre Quellengrundlage und dann durch die von keiner Standardorientierung eingeschränkte Blickrichtung, die die Vielfalt der regionalen, sozialen, stilistischen und medialen Varietäten und Sprachstile des Deutschen mit einschließt. Hinzu kommt, daß das Frühneuhochdeutsche ein ideales Versuchsfeld für sprachwandeltheoretische Theorien und Methoden darstellt. Die Themen, um die die vorgetragenen Beiträge kreisten, waren »Forschungsgeschichte des Frühneuhochdeutschen, frühneuhochdeutsche Urkundensprachen, die Rolle des Buchdrucks für die Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache, das Problem des Lutherdeutschen und die Bedeutung der Grammatik'. Mitsuyo Ono beschäftigte sich mit dem Thema ,Die Entdeckung der frühneuhochdeutschen Periode 1 . Sie hob hervor, daß die frühneuhochdeutsche Sprachepoche erst sehr spät in das Interessenfeld der Sprachgeschichtsforschung des Deutschen getreten ist. Als epochegliedernde Faktoren stehen dabei -anders als bei den übrigen Epochen der deutschen Sprachgeschichtedie externen, gesellschaftlichen Aspekte im Vordergrund. Das führt in der Gegenwart zu einer Konvergenz zwischen der Frühneuhochdeutschforschung und der ebenfalls aufblühenden soziolinguistischen Erforschung der deutschen Sprache. Mehr als die anderen Sprachepochen des Deutschen bilden den eigentlichen Forschungsgegenstand im Frühneuhochdeutschen die vielen Varietäten und Sprachstile, die uns in einer Fülle von verschiedenen Textsorten entgegentreten. Erst in der zweiten Hälfte der frühneuhochdeutschen Epoche findet eine Vertikalisierung, eine Zentrierung der Entwicklung auf die Vorformen der deutschen Standardsprache, statt. Einer der Textsorten, denen das Forschungsinteresse der Frühneuhochdeutschforscher seit jeher in besonderer Weise zugewendet war, der Urkundensprache, waren die beiden Vorträge von Nobuyuki Matsuo und Kazuo Nakajima gewidmet. Nobuyuki Matsucsprach unter dem Thema .Urkundensprache -vor dem Aufbruch in die Neuzeit: Hintergründe, Bedeutungen und Grenzen' über grundsätzliche Probleme des Quellenwertes von Urkunden und Urkundensprache für das Frühneuhochdeutsche. Durch die in der Regel mögliche genaue raum-zeitliche und auch sozial-stilistische Einordnung von Urkunden können sie be...