Während Heinrich Müller‐Breslau (1851–1925) als Vollender der Klassischen Baustatik im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gilt, nahm Kurt Beyer (1881–1952) mit seiner Monografie „Die Statik im Eisenbetonbau“ in der zweiten Hälfte der Konsolidierungsperiode der Baustatik (1900–1950) die nächste und höhere Stufe im disziplinären Maßstab. Beyers Buchwerk über Baustatik ist eine wissenschaftliche Syntheseleistung ersten Ranges, avancierte zum unübertroffenen Handbuch dieser technikwissenschaftlichen Grundlagendisziplin in ihrer Inventionsphase (1925–1950) und wirkte noch weit in die Innovationsphase (1950–1975) hinein.
So kann Kurt Beyer als Vollender der klassischen Moderne der Baustatik bezeichnet werden, die hier als integraler Bestandteil der Klassischen Moderne des Ingenieurbaus begriffen wird. Nachfolgend wird dieser Entwicklungsprozess aus Sicht der Biografik sowie der Wissenschafts‐ und Technikgeschichte auf Basis von Archivalien beschrieben und analysiert.